{, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 75
fernte Veranlassung vorherging, mag es eben deshalb kaum
möglich erscheinen, dass eine Entzündung sich bis zu den Cen-
tralıheilen des Nervensystems fortpflanzen kann, und daher weit
häufiger eine blosse Reizung anzunehmen seyn, Beim Trismus
yheumaticus erscheint dies weniger wunderbar, Erkältung, eine
auf den ganzen Körper wirkende Ursache, ging vorher, und
in Folge derselben können Entzündungen in allen innern Orga-
nen entstehen,‘ namentlich in den serösen Häuten, wegen des
eigenthümlichen Antagonismus zwischen ihnen und der äussern
Haut. [Med. Zeit, v. Vereine f. Heilk, in Pr. 1838. Nr. 16.]
36. Seltener Favl von Erweiterung des Ma-
gens; vom Kreiswundarzte Armıne zu Steyer in Oberöster-
reich, Im Jahre 1835 machte Blumenthal (Summar, N. F,
Band 1. Heft 3. No. 66.) einen Fall von Erweiterung des Mla-
gens, wo derselbe gleichsam zu einem gallebereitenden, für Le-
ber und Milz vicarlireuden Organe geworden war, bekannt.
Wenige Tage vorher, ehe A. diesen interessanten Aufsatz gele-
sen, hatte er die Obduction einer am 28. Aug. verstorbenen Da-
me, deren letzte Krankheit in ihrem Verlaufe viele Eigenthüm-
lichkeiten gezeigt hatte, etwa 36 Stunden nach ihrem Tode vor-
genommen. Da der Verlauf der Krankheit von dem von Blumen-
thal beobachteten verschieden ist, und gegenseitige Vergleichung
mit diesem, mit Vergleichung der beiderseitigen Obductionsbe-
funde, zur Erleuchtung der Genesis dieser Krankheit viel beitragen
dürfte, so theilt A, diesen Fall mit, €&s ist folgender: Eine
44jähr. Dame, cholerischen Temperaments, mager und schwäch-
lich, hatte sechs Mal geboren und zwei Mal abortirt, In ih-
rer Jugend hatte sie, ausser den gewöhnlichen Kinderkrank-
heiten verschiedene Ausbrüche der Scropheln zu überstehen
gehabt und blieb von diesen erst dann hefreit, als sie sich ver-
heirathete und als durch Schwangerschaft, Wochenbett und
Stillen dem Lebens-Processe eine andere Richtung gegeben
wurde, Nach jeder Entbindung aber trat ein starker Blut-
gang ein, welcher jedes Mal ärztliche Hülfe erforderte und ‘bei
dem letzten Abortus sogar zum Blutsturze wurde, Die Folgen
hiervon, grosse Schwäche, Magenkrämpfe, Uebelkeiten ohne
oder nach dem Genusse von Speisen, Kopfschmerzen, Leib-
schneiden u, s. w. wurden längere Zeit vergebens mit verschie-
denen Mitteln bekämpft, wichen aber 1825 künstlichen Eisen-
bädern, und Pat. befand sich, kleine Störungen abgerechnet,
mehrere Jahre im früheren Wohlbefinden. 1834 bekam das
Stubenmädchen der Dame die Menschenpocken; und ein durch
Anblick und Ausdünstungsgeruch erregter Ekel wird als die
erste Enstehung der letzten Krankheit der Dame angegeben,
Die Verdauung ward num gestört, und wenn auch. der Appe-
tit nicht ganz verschwunden war, so trat doch meistens nach
dem Genusse von Speise Ekel und Aulfstossen ein, und es er-