I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 69
salbe in die oberste und innerste. Partie der Schenkel und das
Scrotum zu machen und ein Tuch darüber so zu legen, dass
die grössere Wärme die KEinsaugung der Quecksilbertheilchen
befördern möchte. Ausserdem empfahl A. ein schweisstreiben-
des Decoct mit Milch, da die Krankheit durch den herpetischen
Ausschlag eine Neigung nach der Haut zu gehen gezeigt hatte.
Der dritte Tag schon zeigte Besserung, das Schlucken war
leichter, der Husten geringer, der Schlaf leidlich. Nach 15 Ta-
gen ass und trank der Mann ohne alle Schwierigkeit, die Ent-
zündung war völlig gewichen; 16 Einreibungen von 3 Drachme
hatten zur Heilung hingereicht; sie wurden jetzt weggelassen
und nur das schweisstreibende Mittel noch einige Zeit fortge-
setzt. Die Heilung erfolgte vollständig. Der Mann hat alle
frühern Gewohnheiten wieder angenommen, wird wieder wohl-
beleibt und ist frei von allen Ausschlägen. ;Jahrb. d. in- u.
ausl. ges, Med. Bd. 18. Hft. 1. nac* Rev. med, Avril
1837.1
32. Peripneumonie; vom Kreisphys. Dr. Ersent in
Tabor. Ein 58jähriger Mann von kräftiger Constitution, apo-
plectischem Habitus, dem Trunke sehr ergeben, hatte schon
öfters Lungenentzündungen überstanden. Im Januar 1837 wurde
er von heftiger Peripneumonie befallen, Er konnte nicht liegen,
das Athemholen war schnell, kurz; in der Luftröhre fortwäh-
rendes Rasseln (respiratio strepens) hörbar; jedes tiefere Kinath-
men war unmöglich, ein steter trockener Husten mit Jrücken-
dem Schmerze anf der Brust vorhanden. Das Gesicht strotzte
von Blut und sah blauroth aus, die Augen waren glänzend her-
vorgetriebenz der Durst sehr heftig; es zeigte sich Betäubung
und Ohrenklingen, Appetitlosigkeit bei weiss belegter Zunge;
der Stuhlgang war träge, der Urin sparsam , dunkelrtoth gefärbt;
der Puls sehr beschleunigt, hart, unterdrückt, Da Pat. nur
mit aus dem Bette herabhängenden Unterschenkeln sitzen konnte,
so waren die unteren Extremitäten bis an die Kniegelenke ge-
schwollen; die Geschwulst war prall und heiss anzufühlen.
Sowohl die Heftigkeit der Pneumonie, als die bevorstehende
Apoplexie forderten bedeutende und schleunige Blutentleerung.
Die linke Median- Vene wurde geöffnet, und der Blutfluss so
lange gestattet , bis die Respiration ganz frei wurde, In einem
Strome entleerten sich 7 Pfund Blut, ohne die geringste An-
wandlung von Ohnmacht; das geronnene Blut zeigte eine sehr
starke inflammatorische Kruste, Pat. legte sich ins Bette, was
acht Tage unmöglich gewesen war und schlief mehrere Stun-
den sehr ruhig. Den folgenden Tag war die Respiration nor-
mal, das Gesicht hatte seine natürliche Farbe; nur Schwere
des Kopfes mit Ohrenklingen blieb zurück. 20 Blutegel an die
beiden Zitzenfortsätze beruhigt&n auch die letzten Krankheits-
ayımpteme. Bei einem einige Tage fortgesetzten leichten Ab-