58 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
heit einig, glaubte A. doch die 1836 am Penis erschienenen
Geschwüre u. s. w. nicht für primär, sondern für secundär
halten zu müssen, besonders da der Kranke sein Uebel einem
Mädchen, mit dem er Umgang gehabt, nicht mitgetheilt hatte,
Da der Sublimat sich in dem Syrup leicht zersetzt, rieth A,
jeden Morgen eine Unze destillirtes Wasser, welches + Gran
Sublimat enthielt, in einem halben Glase Gerstenschleim neh-
men zu lassen. Dieselbe Solution sollte der Kranke mehrere
Male des Tages als Gurgelwasser brauchen, Diese Behandlung
wurde 14 Monate fortgesetzt, der Sommer begünstigte die Bes-
serung und der Kranke überliess sich wieder seiner frühern
Jaxen Diät. Mit der kalten Jahreszeit kehrte das Uebel ver-
stärkt zurück, das Halsübel wurde Ende October sehr heftig,
der Arzt liess Blutegel setzen und erweichende Umschläge an=
lezen, doch Alles dies, sowie die Application eines Vesicators
am Arme war ohne Erfolg; er hatte wiederum das Gurgeln mit
der Sublimatsolution verordnet, allein die Reizung war zu stark
und nur erweichende Mittel wurden vertragen. Zwei Monate
vergingen ohne a!le Aenderung und der Kranke nahm eine Ti-
sane nach der andern, wie sie ihm von Freunden empfohlen
wurden. Am 1. Januar sah A. den Kranken sehr leidend,
Nur mit der grössten Beschwerde konnte er flüssige Dinge schlu-
cken, feste dagegen leichter, dabei plagte ihn heftiger Husten
mit Auswurf und raubte ihm gie Nachtruhe, Unter diesen Um-
ständen bat A. um eine neue Consultation mit seinem Arzte,
welche am 11. Jan, erfolgte. Bei der Untersuchung des Mun-
des zeigte sich die Zunge dick, roth, an ihren Rändern und
unten mit Granulationen besäet, die innere Oberfläche der Ba-
cken und das Zahnfleisch ebenfalls geröthet und schmerzhaft,
desgleichen die Gaumenbogen und das /elum palat,, auf wel-
chem einige kleine Geschwüre zu bemerken waren, wahrscheis-
lich aber befanden sich weiter in der Tiefe noch mehrere grös-
sere Geschwüre, Die Submaxillardrüsen waren etwas geschwol-
len, der Larynx einigermaassen aufzetrieben und schmerz-
haft. Es war kein Fieber vorhanden, aber-bedeutende Schwä-
che und Widerwillen gegen Speisen. A. glaubte zur Subli-
matlösung nicht zurückkehren zu dürfen, weil 1) das Schlucken
so schwierig war, 2) weil der Magen auch in Reizung ver-
setzt, den Sublimat nicht vertragen hätte, und es wichig schien,
die Verdauung aufrecht zu erhalten und 3) weil die Solution
kürzlich als Gurgelwasser das Leiden so sehr vermehrt hatte.
A. beschloss daher das Quecksilber äusserlich anzuwenden, und
da die Einreibungen am Halse unbequem sind und die an den
Extremitäten nicht schnell genug Hülfe versprachen, so suchte
er durch die Sympathie zwischen Hals und Geschlechtstheilen
zu wirken. — "Im dieser Absicht schlug er vor, jeden Abend
vor Schlafengehen Einreibungen von + Drachme Quecksilber-