Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

{8 N. Chirurgie und Ophthalmologie,. 
eing harte Geschwulst zurückliess , und bei Bewegung des Ar- 
mes klagte die Frau über Schmerz in jenem Gelenke, Die 
Fractur war bis auf eine kleine cariös gewordene Stelle am 
Köpfchen der Ulna geheilt, als in der siebenten Woche die 
Kranke. zur Nachtszeit heftiger Schüttelfrost befiel, welchem sehr 
heftiges nervös - fauliges Fieber und Pseudoerysipelas über den 
ganzen Arm folgten. Einzelne Stellen des Vorder- und ein 
grosser Theil der innern Seite des Oberarms bis in die Achsel- 
höhle starben mit den Armmuskeln, der Brachialarterie und 
dem Mediannerven ab, und nach diesen auch bald Haut und 
Zeilgewebe des ganzen Vorderarmes. Zugleich bildete sich 
ein sehr grosser und tiefer Decubitus an den Hinterbacken, dem 
Schulterblatte und sogar an einem Ohre. — Die Kranke 
starb. — Bei der Section zeigte sich, dass sich der Abster- 
bungsprucess über das Schultergelenk und den grössten Theil 
der Brustmuskelo unter der dicken Fettlage ausgebreitet hatte, 
wobei die Muskeln mumienartig und auf ihrer Oberfläche glän= 
zend schwarz, beim Einschneiden schiefergrau erschienen; der 
Armbruch war gut geheilt. Ohne Zweifel hatte die unthä- 
tige sitzende Lebensweise während der Heilung der Fractur 
die Krankheit begünstigt und der Armnerve durch Erschütte- 
rung bei dem Sturze mehr gelitten, als dem Anuscheine nach 
vermuthet werden konnte, 7) Ein Beispiel von ungewöhnlich 
häufigem und erfolgreichem Wiederanlegen derselben Blutegel 
an eine kranke Stelle, erzählt der practische Arzt Kündig in 
Grüningen. Ein 20jähriges Mädchen von scrophulösem Habitus 
bekam in Folge unregelmässiger Menstruation im Juni 1836 eine 
sehr schmerzhafte Knochenauftreibung über dem rechten Knie- 
gelenk und den um das Gelenk liegenden Sehnen, .Zweimali- 
ges Anlegen von Blutegeln an das Gelenk, nebst entzündungs- 
widrigen und ableitenden Arzneien, brachten keine Hülfe, wes- 
wegen K. sich entschloss, mehrere Tage nach einander Blut- 
egel um das entzündete Gelenk zu legen, Da jedoch die Dürf- 
tigkeit der Kranken dem Herbeischaffen stets neuer Blutegel 
entgegenstand, so wurden die das erste Mal Angewendeten, 
nachdem sie sich vollgesogen hatten und abgefallen waren, 
durch Ausstreichen des Blutes entleert, in schwach erwärmtem 
Sumpfwasser aufbewahrt, am folgenden Tage wieder angelegt 
und dieses Verfahren 14 Tage mit denselben Blutegeln fortge- 
setzt. MNoch zum vierzehnten Male sogen sich 16 Stück von 
22 so voll, als das erste Mal. Entzündung und Schmerz des 
Gelenks hatten nachgelassen, und die Knochengeschwulst sich 
bedeutend vermindert; daher wurden die örtlichen Blutauslee- 
rungen ausgesetzt und lauwarme Umschläge von Cicuta- und 
Belladonnadecoct um das Gelenk gemacht. Das Uebel verlor 
sich gänzlich und das Mädchen verrichtete ihre Geschäfte wie- 
der, In Hinsicht der wiederholten Brauchbarkeit derselben 
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