Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

Hl. Materia medica und Toxikologie, 453 
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der sofort mit einem Stück der genossenen Farbe angestellten 
Untersuchung ergab sich, dass dieselbe unbedingt Arsenik ent- 
hielt, da sie vor dem Löthrohre einen starken, unverkennbar 
knoblauchartizen Geruch entwickelte, und bei dem Glühen in 
der Glasröhre ein deutlicher Metallspiegel sich anlegte, In der 
Voraussetzung , dass in dem Magen eine Zersetzung der me- 
tallischen Verbindung Statt gefunden hatte, indem nämlich die 
mit dem Kupferoxyd verbundene arsenige Säure durch die mit 
dem Kupfer sich verbindende Salzsäure des Magensaftes frei 
geworden seyn musste, Hess ich ohne Verzug eine Unze Eisen- 
oxydhydrat bereiten, Als ich mit diesem Mittel zu dem Kinde 
kam, fand ich dasselbe sehr schwach ; Puls, Durst und Unter- 
leib wie vorher, Es hatte sich noch zwei Mal erbrochen, 
jedoch waren die ausgeleerten Stoffe bereits entfernt. Ich löste 
nun sogleich zwei Theelöffel voll Eisenoxydhydrat in einem 
mässigen Glase Wasser auf und liess davon das Kind fleissig 
trinken, was es auch olıne den geringsten Widerwillen, ja 80- 
gar wegen des heftigen Durstes gern that, Die Emulsion 
wurde ausgesetzt. Als ich am andern Morgen das Kind be- 
suchte, fand ich es munter in der Sıube herumlaufen und von 
der stattgehabten Vergiftung zeigte sich keine Spur mehr. Die 
Nacht hatte das Kind in ruhigem Schlafe zugebracht. Gleich 
nach dem Erwachen war lebhafter Appetit eingetreten und dem 
reichlichen Genusse von weissem Brote war auch nicht die ge- 
ringste Erscheinung von noch vorhandener Störung in den Fun- 
ctionen des Magens gefolgt. Leider konnte ich nicht erfahren, 
ob die am Morgen durch den Mastdarm ausgeleerten Kxcremente 
durch das Kisenoxydhydrat roth gefärbt gewesen waren, da 
die Mutter des Kindes nicht darauf geachtet hatte. Das Kisen- 
oxydhydrat liess ich uun aussetzen, da bereits mindestens eine 
halbe Unze verbraucht war, auch eine Indication zum weiteren 
Fortgebrauch nicht vorlag. Giebt auch der vorliegende Fall 
keinen absoluten Beweis für die Wirksamkeit des von Bun- 
sen und Berthold ala Gegenmittel bei Vergiftungen durch 
arsenige Säure entdeckten Eisenoxydhydrates ab, iudem die 
vergiftende Substanz eine Doppelverbindung von essigsaurem 
und arsenigsaurem Kupfer war, beide aber Brechen erregend 
wirken; so muss man es doch für sehr wahrscheinlich halten, 
dass das Eisenoxydhydrat, bei der jedenfalls im Mayen stattge= 
fundenen Zersetzung der verschluckten grünen Farbe, der 80 
grosse Gefahr drohenden secundären Wirkung der frei gewor- 
denen arsenigen Säure vorgebeugt habe. Dennoch erkenne ich 
wohl an, dass die immer hülfreiche Natur durch das so schnell 
und wiederholt eingetretene Erbrechen vielleicht noch mehr, als 
die Kunst gethan. Zudem sind überhaupt die Acten über die 
Wirkung des Eisenoxydhydrates gegen Arsenikvergiftungen noch 
nicht geschlossen. Wenn manche von dessen Anwendung den
	        
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