498 UL Chirurgie und Ophthalmologie,
Als er sich von der richtigen Lage des Ligaturfadens überzeugt
hatte, zog er denselben mittelst eines einfachen Knotens fest
zusammen und setzte zur Sicherheit noch einen darauf. Die
Fadenenden führte er in den untern Wundwinkel nach aussen,
befestigte sie durch Heftpflasterstreifen, zog die Wundränder
mittelst derselben zusammen und Jegte dann Charpie und Com-
pressen darauf, Beim Zuziehen der Ligatur klagte die Ope-
rirte über hefigen, ziehenden Schmerz im ganzen Kopfe, vor-
züglich aber in. der rechten Seite desselben; . auch schien die
Pulsation in der Geschwulst stärker, und diese praller. Eine
halbe Stunde nach der Operation äusserte Pat., sie habe ein
eigenthümliches Gefühl von Helligkeit im Kopfe, welches sie
aber nicht näher beschreiben konnte, Die Arteria temporalis
der leidenden Seite fühlte man gleich nach der Unterbindung
nicht mehr pulsiren. Eine Stunde später trat ein sehr heftiger
Kopfschmerz ein, der sich nicht bloss auf die rechte Seite be-
schränkte , sondern den ganzen Kopf einnahm und sich beson-
ders in der Stirn fixirte, Die geistige Thätigkeit war ungestört,
die Gesichtsfarbe nicht verändert, die Athmungsbeschwerden
nicht heftiger, aber auch nicht geringer als vor der Operation,
der Puls am rechten Handgelenke blieb voller und frequenter,
als der am linken. Da Abends 9 Uhr die Schmerzen im Kopfe
noch zugenommen hatten, sich auch Uebeikeit und Neigung zum
Erbrechen eingestellt hatte und die Pulsadergeschwulst heftig
klopfte, so verordnete D, eine Venäsection von Une, xij., ein
erölfnendes Klystier und eine Auf.ösung von Natrum sulphu-
ricum, Den 14. Juni. Die Operirte, hatte die Nacht schlaf”
los. hingebracht, der Kopfschmerz hatte sich nach dem Ader-
lass und nach Leibesöffnung nicht vermindert, sich aber mehr
nach dem Hinterhaupte hingezagen; ein fest um den Kopf
gebundenes Tuch verminderte die Schmerzen etwas, Mehrmali-
ges gallichtes Erbrechen war erfolgt, die UVebelkeiten hatten
sich aber nicht gemindert. Die Pulsation der Geschwulst war
nicht mehr so heftig, Pat, ertrug einen Druck auf die Geschwulst,
auch die Schmerzen in der rechten Schulter und dem rechten
Arme waren geringer geworden. Die Venen in den Bedeckun-
gen der Geschwulst schimmerten nicht mehr 80 deutlich durch,
Eine Temperaturverschiedenheit in den beiden Hälften des Kopfs
und Gesichts, so wie in den beiden oberen Extremitäten liess
sich nicht wahrnehmen, nur hatte das Gesicht eine etwas blassere
Farbe. Der Puls war wie zuvor, der Durst heftig. — Nach-
mittags liessen die Kopfschmerzen nach, auch das Würgen
und Erbrechen verminderte sich und Pat. schlief einige Stun-
den. Den 15, Juni. Pat. hatte auch in der Nacht mehrere
Stunden geschlafen, die Uebelkeiten und Kopfschmerzen waren
verschwunden, Um die Geschwulst in ihrem ganzen Umfange