I Chirurgie und Ophthalmologie, 497
langsamen und schwächen, damit das Blut in der Pulsaderge-
schwulst gerinnen könne, welches Gerinnen, so wie die Zu-
sammenziehung des aneurysmatischen Sacks auch durch örtliche
Mittel befördert werden musste. Den Vorschriften Valsalva’s
folgend, verordnete D. der Pat, eine sehr karge vegetabilische
Diät, gab ihr eiue Auflösung von Natrum sulphuricum in sul-
cher Dosis, dass täglich 2—3 Mal Leibesöffnung erfolgte, und
zugleich 3 Mal täglich gr. J. Pulv. herb. digital. purp., Yiess
alle 3 Tage eine Venäsection von 10 Unzen am linken Arme
machen, und bedeckte endlich die Geschwulst mit einer Eis-
blase. Die angegebenen Mittel wurden unausgesetzt vom 25.
Mai bis zum 12. Juni angewandt, In den ersten zwei Tagen
wurden die Schmerzen geringer, so dass Pat. des Nachts einige
Stunden schlafen konnte; allein diese Besserung dauerte nicht
lange. Die Geschwulst wurde immer grösser; ihr Querdurch-
messer betrug am 12. Juni vom Kehikopf, den sie jetzt be-
rührte, nach der Schulter zu, 3 Zoll, und von oben nach unten
maass sie 42 Zoll. Die Pulsationen wurden immer -hefüger uud
weiter verbreitet; setzte man die Finger in den Raum zwischen
der 4, und 5. Rippe rechter Seits neben dem Bıustbeine, so
zeigte sich dasselbe Gefühl von Klopfen, als wenn man sie
auf die Geschwulst selbst legte. Die Röthe der Bedeckungen
hatte sich etwas gemindert, aber das Venennetz schimmerte
noch mehr durch, als früher; das Athemholen wurde immer
beschwerlicher , die Sprache matter und heiserer. Die Carotis
klopfie stärker. Der Puls am rechten Handgelenke blieb vol-
ler, härter und frequenter, als der am linken. Endlich ent-
schloss sich Pat, zu der Operation, und D, verrichtete am 13,
Je die Unterbiudung der Cyurotlis communis dextra nach der
Wardrop’schen Methode, Er liess Pat, auf einen Stuhl setzen,
ihren Kopf nach links richten, und denselben durch einen Ge-
hülfen in dieser Lage erhalten. Dann machte er längs dem
äussern Rande des M, sternocleidomastoid. einen 2 Zell lan-
gen Schnitt durch die allgemeinen Bedeckungen und das P/c-
tysma myoides, legte den vordern Rand des M. sternocleidn-
mastoid. blsss, drang an demselhen in die Tiefe, erlangte durch
das Einsetzen der Arnold’schen Haken eine deutlichere Kin-
sicht in die Wunde, und legte die Scheide, in der dje Gefässe
und Nerven sich befinden, an der Kreuzungsstelle des M. omo-
hyoideus bloss. Diese Scheide zug er mit einer Pincette an
einer Stelle zeltförmig in die Höhe, trug die gefasste Falte mit
dem Messer ab, öffnete dadurch die Scheide, erweiterte die
Oeffnung etwas mit einem spitzen Bistovri, isolirte durch den
Scalpellstiel an einer kleinen Stelle die Carotis und führte nun
eine Aneurysmanadel, von aussen nach insen um die Arierie
gehend, herum, fädelte den Faden aus und zog die Nadel zurück,
Sammariam d, Medicin, 1838. IL 32