{92 I. Chirurgie und Ophthalmologie,
{ra und sinıstra, und befreite den Kranken von seinem Uebel.
— D. verhehlte dem Pat. die Gefährlichkeit der Operation
nicht, allein dennoch willigte er ein und D. unternahm die-
selbe am 5. Mai, Er liess den Pat. sich auf einen Stuhl
setzen, den Kopf nach der linken Seite neigen und legte die
Carotis dextra dicht unterhalb der Stelle, wo der M, omo-
hyoideus den M. sterno - cleidomastoideus kreuzt, nur so weit
bloss, als nöthig war, um die Nadel um die Arterie zu füh-
ren, Ohne den Vagus mitzufassen. Pat. hatte sich der Opera-
tion mit der grössten Ruhe unterworfen und verrieth während
derselben keine Angst, nur in dem Momente, als D. die Li-
gatur zuschnürte, äusserte er lebhaften Schmerz, D. zog die
Wundränder mit Heftpflasterstreifen zusammen, befestigte aus-
serhalb am Halse die Ligaturfäden und liess den Pat, ins Bett
legen. Bei der Operation ging kaum ein Esslöffel Blut ver-
loren; unmittelbar nach derselben klagte Pat. über kein unge-
wöhnliches Gefühl im Kopfe, die Arteria temporalis der
rechten Seite pulsirte gar nicht, der Puls am rechten Handge-
lenke schien etwas voller als der am linken. Zwei Stunden
nach der Operation Mittags 12 Uhr klagte der Operirte in der
ganzen rechten Kopfhälfte über ein unangenehmes Gefühl, er
schilderte dasselbe als die Empfindung eines anhaltenden, sich
bis in den Kopf erstreckenden Zahnschmerzes, Das Schlucken
war etwas beschwerlich. Die rechte Hälfte des Kopfes und
Gesichtes fühlte sich nicht kalt an, an keiner Stelle derseiben
fühlte man Pulsation. Der Puls an der rechten Hand war vol-
ler und härter als der an der linken. Abends 8 Uhr war je-
nes schmerzhafte Gefühl in der rechten Kopfhälfte verschwun-
den‘, dagegen klagte Pat. üher heftige klopfende Schmerzen in
der linken Hälfte des Kopfes. Schon seit mehreren Wochen
hatte er auf beiden Seiten des Unterkiefers über ein sehr hef-
tiges mit Schmerzen verbundenes Pulsiren geklagt, welches
ihn oft nöthigte, den Schmerz durch einen starken Fingerdruck
zu verscheuchen. Dieser Schmerz hatte auf der rechten Seite
ganz aufgehört, war aber auf der linken um so stärker ge-
worden. Die Beschwerden heim Schlucken hatten zugenom-
men, das Gesicht war geröthet. die Haut heiss, der Durst
heftig, der Puls an beiden Händen gleich und etwas frequent,
voll und härilich. D. verordnete eine Venäsection von Une,
viij- und innerlich eine Emuls. sem. papav: alb. mit Nitrum
uud Aq. lauro -cerasi. Den 6. Mai, Pat, hatte gegen Mor-
gen einige Stunden geschlafen und befand sich ziemlich wohl,
bis auf Schmerzen im Kopfe und im Halse beim Schlucken;
der Puls war etwas frequent, aber nicht so voll und hart, als
gestern. Wegen mangelnden Stuhlgangs erhielt Pat, eine Gabe
Oleum Ricini, — Das Befinden des Pat. blieb sich fast gleich
bis zum 13. Mai, Nach einer wegen heftiger Kopfschmerzen