Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

Ill. Chirurgie und Ophthalmologie, 491 
Loch im Gaumen und brannte die ganze kranke Höhle mit 3 
Mal frischen Eisen aus. Es war zu befürchten, dass nach ei- 
ner so kräftigen Anwendung des Glüheisens auf dieser, der 
Basis cranii so nahen Sielle sich eine bedeutende Entzündung, 
vielleicht selbst des Gehirns, ausbilden würde, allein es tra- 
ten keine Symptome davon ein. Nur die innere Fläche der 
Mundhöhle und die Lippen waren beim Durchführen der 
Glüheisen an verschiedenen Stellen verbrannt worden, — 
Pat. konnte nun Athem holen, ohne sonderliche Beschwerde 
essen und trinken, und auch Luft durch die Nase erhalten, 
aus der. viel dicke, eiterähnliche, sehr zähe Flüssigkeit aus- 
floss. — Allein die Fungen wuchsen schnell wieder und hat- 
ten am 22, Januar einen solchen Umfang erreicht, dass die 
Operation wiederholt werden musste, um den Kranken nicht 
ersticken zu Jassen. Da D. glaubte, dass er mit dem Glüh- 
eisen nicht alle kranken Stellen berührt habe, less er 2 Tage 
nach der Operation 3 Mal täglich und S Tage hintereinander 
die kranke Stelle mit concentrirter Schwefelsäure mit Crocus 
sorgfältig bestreichen. Dieses Mittel verursachte jedoch so hef- 
tize Schmerzen, dass Pat. sich lieber den Operationen unter- 
werfen wollte, Die Nothwendigkeit dazu trat öfters ein, den 
318. Februar, den 21. März, den 6, und 28. April, als die 
Fungen wieder so gross geworden waren, dass Pat, zu er- 
sticken drohte. Zur Schonung der Mundhöhle bediente sich 
D. jetzt messingener Röhren, die er mit Leinwand umwickelt 
und mit kaltem Wasser befeuchtet, bis in das Loch am Gau- 
men brachte, und dann die Glüheisen durch dieselben führte, 
was sehr gut von statten ging. — Ungeachtet aller Leiden 
war das Allgemeinbefinden des Kranken immer noch sehr gut, 
denn wenn die Schwämme ihn nicht am Athemholen, am KEs- 
sen und Trinken hinderten, so klagte er über Nichts, er war 
sogar im Stande, sich Stunden lang mit geistigen Arbeiten zu 
beschäftigen; selbst seine heitere Gemüthsstimmung war nicht 
dauernd gestört. — Jedoch alles Entfernen, Brennen und 
Aetzen der Fungen, alle während der langen Zeit gereichten, 
auf die vegetative Sphäre des Organismus am kräftigsten ein- 
wirkenden Mittel, wie die Solutio arsenicalis Fowleri, hatten 
nichts geleistet. Nur eins war übrig, die Unterbindung der 
Carotiden., Wenn man den kranken Theilen die Ernährung, 
den Zutritt des Bluts, abschnitt, so liess sich erwarten, dass 
die Fungen nicht so schnell wieder an Masse zunehmen, Viel- 
leicht in ihrer Fortbildung ganz gehemmt werden würden, 
Zwar war diese Holfnung ungewiss, allein die Möglichkeit 
eines glücklichen Erfolges Hess sich nicht abläugnen und die 
Operation drohte dem Leben nicht unbedingte Gefahr. So un- 
terband Kuhl wegen aneurysmatischer, über das ganze Hin- 
terhaupt verbreiteter Geschwülste die‘ Carotis communis dex-
	        
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