Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

IM. Chirurgie und Ophthalmologie,. 483 
eingezogenen Hautfalte, welche beide Geschwülste von einan- 
der trennte. Jetzt begann D. an den Grenzen des Tumors in 
die Tiefe einzudringen, und verfolgte denselben unter dem stark 
hervorgetriebenen Jochbogen. Von da, den Körper des rechten 
Oberkieferbeins umgehend, gelangte er zur Basıs cranil ex 
terna, wo er den Hauptstrang der Geschwulst abschnitt., An- 
dere Würzeln trennte er von der Nasenhöhle aus, in welche 
sich bedeutende Ramificationen erstreckten, diese erweitert, den 
knöchernen Gaumen herabgedrängt und ihm eine convexe Ge= 
stalt gegeben hatten, Hierauf begann er die Exstirpation der 
Augenhöhlengeschwulst, welche durch Stränge, die durch die 
Knochenplatten der Orbitalwände durchgingen, mit der untern 
Geschwulst zusammenhing, Es gelang den Bulbus von allen 
Umgebungen frei zu machen, worauf D. auch den Nervus op- 
ticus aus der harten Geschwulst bis zum Foramen oplicum aus- 
präparirte, Der Tumor sass noch fest an den Orbitalwänden, 
mehrere harte Stränge, welche von ihm ausgingen, setzten 
sich durch die durchbrochenen Knochen fort, doch gelang es 
die ganze Geschwulst herauszubringen. Jetzt liess D. das an- 
dere Auge schliessen und Pat. sah und unterschied die Gegen- 
stände ganz deutlich nach allen Richtungen. Da der Bulbus 
für die bedeutend vergrösserte Orbita, welche kein Fettpolster 
enthielt, viel zu klein war, so legte D. erst den Sehnerven 
spiralförmig zusammen, und schob dann den Bulbus in den 
hintern Theil der Augenhöhle so weit zurück, bis er die Wände 
Jeicht berührte; dann bildete er aus dem sehr vergrösserten, 
verdünnten, mit vielen grössern varicösen Venen bedeckten un- 
teren Augenlide ein anderes in verjüngtem Maassstabe, be- 
festigte dasselbe mit feinen Knopfnähten und vereinigte am 
Schlusse der Operation die grosse gelappte Gesichtswunde durch 
viele umwundene Nähte, wozu er sich nach der Dicke der 
Ränder der Weichgebilde stärkerer oder schwächerer Insecten- 
nadeln bediente. Um das Ausfallen des Augapfels zu verhüten, 
wurden die Augenlider geschlossen und durch einen grossen 
weichen Charpieballen in die Augenhöhle hineingedrückt und 
dadurch in leise Berührung mit dem Auge gebracht. — Pat, 
wurde streng antiphlogistisch behandelt. Er erhielt salzige Ab- 
tührungeu, es wurde Venäsection vorgenommen, viele Blutegel 
an das Gesicht gesetzt, und Tag und Nacht Umschläge von 
Eiswasser angewendet. Die Wunden heilten schnell. Am 2., 
3. und 4. Tage wurden die Nähte nach einander entfernt, da 
die Ränder durch die erste Vereinigung verbunden waren, In 
wenigen Wochen trat auch in der Tiefe überall Heilung ein, 
Der Bulbus war durch neugebildetes Zellgewebe nebst den 
Augenlidern natürlich weit hervorgetreten und später bemerkte 
man an. dem Manne Nichts Auffallendes als ein Schiefstehen 
des Augapfels zur Augenlidspalte und Schiefheit der Wange 
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