482 IH. Chirurgie und Ophthalmologie,
einen gut gearbeiteten Körper aus Wallross mit einer Zahnreihe
und einer Gaumenplatte ergänzt und dadurch die Sprache wie-
der natürlich, An dem Gesichte war keine Entstellung zu be-
merken, Hierauf reiste der Mann zurück und war zwei Jahre
gesund. Vor einem halben Jahre kehrte das Uebel wieder und
der Mann kam nach Berlin, um sich einer neuem Operation zu
unterwerfen. D. fand sowohl die alten Knochennarben als
auch die benachbarten Knochen bedeutend voluminöser und er-
weieht, eben so den angränzenden linken Oberkiefer, er wie-
derholte daher die letzte Operation, spaltete das Gesicht nebst
der Nase, schlug den Wangenlappen nach der einen Seite zu-
rück, liess die Nase und die andere Hälfte der Oberlippe auf
die linke Seite hinüberziehen, sägte dann die erkrankten Kno-
chen von Neuem aus und setzte das Glüheisen wieder an. Die
Gesichtswunde wurde durch Nähte vereinigt und auch dies Mal
erfolgte eine gute und schnelle Vereinigung. In einigen Mo-
naten war auch im Munde Alles gut geheilt, und der Mann
befindet sich jetzt wohl. — Kin kräftiger 22jähriger Mann war
ausnehmend entstellt. Die linke Seite des Gesichts ragte in der
Grösse und Gestalt eines kleinen Brotes hervor und hatte die
rechte so verdrängt, dass die Nase weit nach der linken hinge-
schoben war, Das rechte Auge war durch eine Geschwulst
von der Grösse eines Hühnereies aus seiner Höhle gedrängt uud
sass oben auf dieser. Die Spalte der umgekrämpten Augenli-
der hatte die Weite und fast das Aussehen der weit auseinan-
der gesperrten weiblichen Geschlechtstheile, zugleich war ein
totales Ectropium beider Augenlider vorhanden. Die in-
nere umgekehrte scharlachrothe Fläche der Augenlider um-
gab ringförmig und stark gespannt diese Augenhöhlengeschwulst,
welche auf ihrer Spitze den Augapfel trug. Die Haut der
Wange war durch starke Ausdehnung sehr gespannt und ver-
dünnt, nach oben mit vielen varicösen Venen bedeckt. Die
obere und untere Geschwulst waren durch eine tiefe Furche von
einander getrennt, Uebrigens war der Mann ganz gesund, kein
Sinn hatte gelitten, er konnte sogar mit dem hervorgedrängten
Auge sehen, Viele Arzneien waren erfolglos gebraucht worden,
der Mann hatte 200 Flaschen Zittmann’sches Decoct getrunken
und die Hunger- und Inunctionscur zwei Mal mit aller Strenge
durchgemacht. Seit 2 Jahren war aber Nichts mehr gebraucht
worden, da keine Behandlung das Uebel verringert hatte, die
Gewächse waren allmählig fortgewachsen, D. nahm die Ope-
ration vor; zuerst führte er einen Schnitt, vom äussern Augen-
winkel anfangend, abwärtssteigend über die Höhe der Ge-
schwulst bis zum Rande des Unterkiefers fort, dann präparirte
er die Weichgebilde von den darunter liegenden Tumoren ab
und schlug die Lappen zurück, Der Wangen-Nasen-Lappen
enthielt zugleich das ganze untere Augenlid nebst der tiefen