I, Materia medica und Toxikologie, 475
auch diese Curmethode nicht im Stande seyn sollte, die Lungen-
schwindsucht wirklich zu heilen, so gewährt sie doch ein schätz-
bares Palliativ, welches zuweilen Hülfe leistet und selbst in
den verzweifeltsten Fällen sich noch insofern wohlthätig zeigt,
als es das Zehrfieber und die durch dasselbe bedingten erschö-
pfenden Schweisse und andern colliquative Ausleerungen besei«
tigt. Solche Resultate in einer Krankheit, wie die Phthisis
pulmonum tuberculosa „ verdienen um so mehr Beachtung, als
bisher noch kein anderes Mittel, namentlich in den späteren
Stadien der Krankheit wesentliche Erleichterung und Milderung
der lästigen Symptome zu bewirken vermochte. Ob übrigens
durch jene Speckeinreibungen die Lungenschwindsucht in ein-
zelnen Fällen wirklich geheilt werden kann, bleibt noch eine
Frage, welche durch weitere Erfahrungen entschieden werden
muss, indem es nicht feststeht, ob in den ad 2, 5, 6, 8, 9,
12 und 13 angeführten Fällen .die Besserung nicht bloss vor-
übergehend, sondern dauernd gewesen ist. [Med, Zeit. v.
Vereine f. Heilk, in Pr. 1838. Nr. 31.]
199. Ueber das Gumm?t Kino; von Dr. FRIEDLAEN®
DER in Brody. Diese Substanz hat F. in der Skizze einer To-
pographie von Brody erwähnt, theilt aber ausserdem Folgen-
des mit, . Seit vielen Jahren ist ihm dieselbe in asthenischen
Bauchflüssen aller Art bei Kindern und Erwachsenen eine Sacra
anchora gewesen, die ihm jedes andere Stypticum entbehrlich
gemacht hat. Nur muss man für die rechte Substanz sorgen,
und diese zur rechten Zeit gebrauchen, indem es verschiedene
Gattungen giebt. Die, welche F. meint, wird bei gehörig lan-
gem Kochen (etwa auf dr. ij. 8 3 Wasser auf 3 iv Colat.)
hellröthlich, trübe, schleimig, schmeckt nur wenig styptisch und
färbt die Leinwand hellroth. Vorzüglich ist sie wirksam, wo
pichts Inflammatorisches obwaltet, und zwar in gehöriger Dosis
und lange genug angewendet. So sehr sie aber F. in Dysente-
rien und Diarrhöen rühmt, so wenig kann er sie in Blutflüssen
empfehlen, In diesen, besonders in ernstlichen Fällen, wie
z. B. des Mutterblutflusses und des Morbi maculost Werlh.,
leistete sie wenig. Nichts steht wohl hier über den Alaun,
Eben so wenig leistete sie gegen Blutspeien, In heftigeren
Fällen verdient auch hier das Küchensalz den Vorzug. [Med.
Jahrb. d. k. k. österr. Staates. Bd. 25. St. 4.1
200. Ueber die Rad. Ferulae nodosae; von Dr.
FrieDLAENDER in Brody,. In der Skizze.einer Topographie von
Brody hat F. diese Wurzel als ein noch unbemerktes, vielver-
sprechendes Arzneimittel erwähnt. Auf mehrmalige Bitten um
nähere Auskunft theilt er Folgendes mit: Diese sonderbare
Umbellpflanze gehört wohl *zu den seltneren, denn in Vielen
Floren wird sie nicht erwähnt. F, fand sie nur an steinigen