472 1. Materia medica und Toxikologie.
dass er das Bett nicht mehr verlassen konnte, erhielt seit dem
4. Oct. 1836 Einreibungen mit Speck, Nach 10 Tagen besserte
sich der Zustand, Das Zehrfieber wich nach und nach ganz.
Der Eiterauswurf mässigte sich, die Diarrhöe verschwand und
die Kräfte nahmen im November so zu, dass Pat. den ganzen
Tag umherginz, mit vielem Appetite ass und ‚bereits um Ent-
lassung aus dem Lazarethe gebeten hatte, als er am 12, Dec,
1836 plötzlich starb. — Bei der Section zeigte sich die rechte
Lunge gänzlich durch Eiterung zerstört, so dass nur noch einige
degeneritte Läppchen vorhanden waren. Der Herzbeutel war
in speckartige Masse umgewandelt, *& Zoll dick und durch zähe,
gel4tinöse Substanz so fest mit dem Herzen verbunden, dass
beiJe nicht ohne Anstrengung getrennt werden konnten, 2)
Ein Musketier erkrankte im Oct, 1836 an Gastro-enteritis, aus
welcher sich bald Typhus abdominalis bildete, Calomel in
grossen Dosen bewirkte besonders die Wiederherstellung, Im
Stadium der Reconvalescenz trat plötzlich wieder Fieber ein,
mit welchem sich Phthisis pulmonalis ausbildete. Pat. litt an
Engbrüstigkeit, Husten mit verdächtigem Auswurfe, Nacht-
schweissen und magerte dabei ungemein ab. Vom 15. Nor.
bis Mitte Dec. wurden 51 Pfund geräucherter Speck eingerie-
ben, wobei schon nach 8 Tagen Fieber und Nachtschweisse
verschwanden, dann Husten und Auswurf, und Pat, sich end-
lich so erholie, dass er an Kräften und Aussehen einem Ge-
sunden gleich am 16. März in seine Heimath entlassen werden
konnte, 3) Ein Musketier , welcher seit einem Jahre an Caries
des Kreuzbeias end in Folge desselben an Zehrfieber mit allen
Symptomen einer gleichzeitigen Lungenschwindsucht gelitten
hatte, wurde im Nov. und Dec, 1836 der Speckcur 4 Wochen
ohne den geriogsten Erfolg unterworfen, 4) Eben so erfolglos
blieb diese Cur bei zwei an sehr weit vorgeschriüttener Phthisis
puhnonalis leidenden Bürgerfrauen zu Luxemburg. 5) Bei vier
Musketieren mit Habitus phihisicus, welche Anfangs Februar
1837 deutliche Symptome der beginnenden Erweichung von
Lungentuberkein: Kurzathmigkeit, heftigen, Tag und Nacht
dauernden Husten mit copiösem Eiterauswurfe, starkes Zehrfie=
ber mit erschöpfenden Schweissen bei schneller Abnahme der
Kräfte und des Umfangs des Körpers, darboten, deren einer
ausserdem Blutsturz bekam und an anhaltendem Blutspeien lit,
wurden am 20. Februar die Speckeinreibungen, zu 4 Pfund
täglich zwei Mal, begonnen und 4 Wochen fortgesetzt, wobei
aber gegen den lästigen Husten Narcotica angewandt wurden,
8 Tage darauf war bei Allen das heftige Zehrfieber verschwun-
den, gegen welches früher Digitalis und andere Mittel erfolg-
los geblieben waren. Drei von jenen Kranken wurden durch
diese Cur so weit hergestellt, dass sie in ihre Heimath entlas-
sen werden konnten. Der vierte, welcher au Blutsturz und