II, Materia medica und Toxikologie. 471
satz an zwei Stellen durchlöchert, wodurch der Darmkoth zum
Theil ausgetreten und am Bauchfelle zu finden war. Der üb-
rige, dem Blinddarme sich einmündende Theil des Proc, verm.
war ausgedehnt und mit Schleim gefülltz Blind- und Grimm-
darm normal, von Faeces sehr ausgedehnt, das S. romanum
bedeutend verenat. Die übrigen Baucheingeweide und die Or-
gane des Thorax zeigten nichts Bemerkenswerthes, Die Ge=
hirnhäute und die auffallend weiche Hirnsubstanz waren sehr
blutreich, die Glandula pituitaria zu einer taubeneigrossen,
gelbliche Flüssigkeit enthaltenden, dickhäutigen röthlichen Cyste
entartet. Da sich diese tief im Türkensattel eingebettet hatte,
wurde das Chiasma nerv. opt. nicht bedeutend gezerrt., —
H. entscheidet nicht, ob und in welchem Zusammenhange das
Gehirnleiden mit der eigentlichen Krankheit des Uuterleibes
stand, obschon correspondirende Abnormitäten, namentlich Ver-
engerung des unteren Tractus des Dickdarmes, von ihm gefun-
den worden sind. -Der letztere Umstand dürfte die enorme
Ansammlung von Faeces im Blinddarme, deren Uebertritt In
den Wurmfortsacz und dadurch die geschwürige Zerstörung des
Jetztern veranlasst haben. [Med. Jahrb. d. k. k, österr. Staa-
zes Bd. 25. St. 3.1
MN. MATERIA MEDICA und TOXIKOLOGIE.
198. Resultate, welche von den Militair-
Aerzten bei Anwendung der Speckeinreibungen
gegen Lu ngenschwindsucht‘ gewonnen worden
sind. (Aus den Militair - Medicinal- Berichten zusammenge=-
tragen von Dr. Loumeyer.) Die von Spilsbury gegen
Phihisis pulmonalis empfohlenen Einreibungen mit Speck sind
seit 1836. von verschiedenen Militair-Aerzten angewendet wor-
den, Spilsbury’s Verfahren besteht nach The Lancet darin:
dass man den Kranken jeden Tag eine halbe Stunde lang auf
Brust, Rücken und Rippen, oder auf jede andere grosse Kör-
perfläche, so viel Fett einreiben lässt, als in der Zeit absorbirt
werden kann, welche Inunction in sehr vorgerückten Fällen
täglich drei Mal wiederholt wird, Dringende Sympiome wur-
den mit den gewöhulichen Mitteln bekämpft. — Von den
meisten Militair- Aerzten ist zu diesen Einreibungen geräucher«
ter Speck angewendet worden; der Regiments- Arzt Dr.
Lesser zieht jedoch Luft - Speck vor, weil er besser absorbirt
werde, Die Fälle sind folgende, 1) Ein Musketier, welcher
sich im letzten Stadium der Lungenschwindsucht befand, durch
copiösen Eiterauswurf, Zehrfieber, Nachtschweisse und colli-
quative Diarrhöe ungemein abgemagert und 80 geschwächt war,