I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 469
person; von Dr. Gruexw.D in Groftau, Eine 35jährige
Frau sanguinischen Temperaments und mittlerer Statur hatte
ausser den natürlichen Menschenblattern keine bedeutende Krank-
heit gehabt. Bei dem letzten Kinde empfand sie bei Lösung
des angewachsenen Mutterkuchens Schmerz unter dem vordern
Leberraude, der sie 5 Jahre quälte und den Anfang ihrer
Leiden machte. Dieser Schmerz breitete sich allmählig über
den ganzen Unterleib aus und wurde bei Bewegungen, Sstar-
kem Sprechen, Husten u. 8. w. lebhafter, ohne ım Essen,
Trinken und Schlafen zu stören. Zwei Jahre darauf blieben
die Regeln aus und der Zustand verschlimmerte sich. Die
Frau wurde an Darmentzündung, Erbrechen, Durchfall oder
Brechdurchfall, und an bedeutender Colik von verschiedenen
Aerzten behandelt, Als G. sie zuerst sah, fand er Folgendes:
Erdfahles Gesicht, die Bindehaut des Auges mit gelblichen
Streifen durchzogen, eingefallene Wangen, die mehr trockene
Zunge gelblich belegt, bittern und pappigen Geschmack, Auf-
stossen und Erbrechen säuerlich - bitterer Flüssigkeit, Appetit-
Josigkeit, bisweilen heftigen Durst, Anfangs trocknen, später
mit eiterigem Schleimauswurf begleiteten Husten, seltenen, har-
ten, thonarıigen Stuhlgang, rohen oder rothbraunen Urin mit
schleimigem Bodensatze, schnellen, kleinen und weichen Puls,
gelbe, heisse, mit Fettschweisse bedeckte Haut. Pat. klagte
über bedeutende. Schmerzen auf der Brust und im Unterleibe,
die durch steten Husten vermehrt wurden; der Unterleib war
gleichmässig aufgetrieben, hart, gespannt, nicht nachgiebig,
bis auf eine Stelle über den Schambeinen, wo man bis gegen
die Leistengegend hin einen scharfen begrenzten Rand unter-
scheiden konnte, Im Unterleibe zeigte sich drückender Schmerz,
der in der Gegend der Gallenblase brennend war, Wegen
Zunahme des drückenden Schmerzes und der Erstickungsgefahr
Jag Pat. stets auf dem Rücken und mit dem Oberkörper hoch,
Die unteren Extremitäten waren kalt, ödematös angeschwollen,
die obern auch kalt und die Haut welk, Durch die gewöhn-
lichen Mittel suchte G. die schmerzhaften Symptome zu lindern,
Nach mehreren Wochen erfolgte der Tod unter grossen Schmer-
zen. Die Section ergab Folgendes: Die Decke des Unterlei-
bes war nicht viel über eine Livie dick, der rechte Leber-
Jappen bedeckte den ganzen Unterleib, die Milz und die Ge«
därme bis einen Querfinger über den Schambeinen, links war
er mit dem natürlich grossen linken Leberlappen innig Ver«
wachsen. Vom Netze war keine Spur da, sämmtliche Gekröse
mit den Drüsen stellten unförmliche Knoten von verschiedner
Grösse dar. In der Mitte desselben befand sich ein kugelför-
miger, drei Zoll im Durchmesser und 15; Loth schwerer
Klumpen, von dem Aussehn und der Consistenz eines schmie-
rigen Käses. Die Gedärme, besonders der Dünndarm, zeigten