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V. Staatsarzneikunde.
aus, Ruhiges Sprechen war weder schmerzhaft noch ermü-
dend, wohl aber angestrengtes; in beiden Fällen hörte man
aber keine Aegophonie. Die Herzschläge waren ziemlich so-
nor und zeigten nichts Bemerkensweriıhes, der mässig starke,
weiche, regelmässige- Puls hatte in der Minute 70 Schläge,
die denen des Herzens genau entsprachen, Die Haut duftete,
Pat. hatte seit seiner Verwundung nicht geharnt, der‘Durst
war lebhaft, der Bauch frei, weich, selbst beim Drucke un-
schmerzhaft. Nur in der linken Seite der Brust fühlte Pat.,
wenn er sich aufrecht setzte, Behinderung. So faud G. den
Pat, Doch blutete jetzt die Wunde etwas; allein der Blut-
Auss nahm nicht zu, wenn Pat., nachdem er sich einige Zeit
in verticaler Stellung befunden hatte, sich horizontal nieder-
liess, oder wenn man ihn bei verschloussener Nase und Mund
eine Exspiration machen liess, Es wurde Aderlass von 14
Unzen verordnet, 4 Stunden später 60 Blutegel zur Besei-
tigung des Schmerzes, der in der linken Seite der Brust zu-
genommen hatte. 4 Stunden nach dem Ansetzen der Blutegel
wurden bei fortdauerndem Schmerze wieder 40 Blutegel ap-
plicirt, Am 21. Mai war der allgemeine Zustand nicht ver-
ändert, der Schmerz merklich vermindert, die stethoskopischen
Zeichen waren die ‚nämlichen, während der Nacht sehliel Pats
einige Stunden, er warf schleimige und blutige Sputa ohne
Husten aus. Am 22, dauerte der Schmerz mit dem nämlichen
Charakter fort und stieg gegen die linke Schulter empor; der
Puls hatte 80 Schläge und die Respiration war nicht beschleu-
nigter als im normalen Zustande; am Tage hatte Pat. viel ge-
sprochen; der Schmerz nalım Abends die ganze linke Seite
ein und es fand sich Angstgefühl mit häufigerer und schwie*
riger Respiration, Der Puls war häufiger und härter, übrigens
weder Husten noch Expectoration. 50 Blutegel und ein er-
weichendes Klystier wurden applicirt. Während der Nacht
war Pat. unruhig, hatte Schweisse und schlief nicht. Am 23,
hatte sich det Schmerz etwas vermindert, das Gesicht war
bleich, die Haut etwas feucht, der Puls hatte 90 Schläge in
der Minute; es hatte sich lebhafter Dürst eingestellt, die
Zunge war weisslich, in der Mitte etwas trocken; Gegen
Abend nahm der Schmerz wieder zu, das Fieber wurde hef-
tiger, die Oppression stärker, 30 Blutegel bewirkten Ohn-
macht. Der Puls war klein, kümmerlich geworden; Die
Nacht brachte Pat. sehr üoruhig zu. Am 24. Morgens zeigte
sich allgemeines Uebelbefinden mit ausserordentlicher Schwächeg
der Puls hatte 104 Schläge, Die ganze linke Seite der Brust
umgab ein Schmerz, der sich bis zur Schulter erstteckte,
Gegen Abend erreichte das Angstgefühl den höchsten Grad,
Pat. konnte nicht mehr athmen und starb plötzlich. Die Sec-
tion ergab Folgendes: Die Ränder der Wunde auf dem Rü=