Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

VI. Staatsarzneikunde. 
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serte, finde ich ganz erklärlich. Wahrscheinlich hatte sich Pat., 
nach wiedererlangtem Bewusstsein, des ihr schon vorher mitge- 
theilten Todes erinnert, mindestens doch R’s, Krankheit. Selbst 
im 2 Falle musste sie Ahnung haben, um so mehr, als sich 
die Angehörigen des Verstorbenen, mit verweinten Gesichtern, 
fast fortwährend in ihrem Zimmer aufhielten. Warum auch 
war sie immer so traurig, warum erkundigte sie sich nie nach 
R., woher diese unbedingt vorsätzliche Vermeidung? Sie wollte 
das, was sie wusste, mindestens ahnete, nicht aussprechen hö- 
ren, war aber bei alledem auf ‚die traurige Nachricht völlig 
vorbereitet. ‘ 
VI. STAATSARZNEIKUNDE- 
185. Ueber einen sehr merkwürdigen medi- 
cinisch gerichtlichen Fall einer Brustwunde; von 
Prof, GEerDy. Ein 37jähriger Mann, der sich immer wohl 
befunden hatte, ausser 1830, wo er an Brustentzündung auf 
der linken Seite gelitten hatte, die aber nur 20 Tage dauerte, 
bekam einen Stich in den Rücken mit einem Taschenmesser, 
dessen Klinge 24” lang und 6‘ breit warz die Oeffnung ‚der 
Wunde entsprach genau der Breite der Klinge, Das Messer 
war bis zum Hefte und auf beiden Flächen der Klinge blutig, 
so dass es wahrscheinlich bis an das Heft selbst eingestossen 
worden war, Im Augenblicke des Stosses fühlte der Mann 
mässig lebhaften Schinerz, die Wunde war Vertical und lag 
im Niveau des untern Winkels des linken Schulterblattes, 4 
Querfinger breit von der Mittellinie des Rückens entfernt; sie 
hatte wenig geblutet. Der Verwundete wurde sogleich ins 
Ludwigsspital gebracht. In der Umgebung der Wunde hallte 
die Brust nur mässig wieder, doch eben so stark, als auf der 
entgegengesetzten Seite, jedoch mit Ausnahme einer umschrie- 
benen Stelle unterhalb des untern Winkels des Schulterblattes 
und nach aussen von der Wunde, wo der Ton etwas matt 
war, Die Wunde schmerzte nicht in der Umgebung, wenn 
man leichten Druck vornahm, die Brust bot bei der Messung 
rechts und links im Niveau und etwas unterhalb der Wunde 
in ihrem Umfange die nämliche Ausdehnung dar, Die Respi- 
ration war frei, langsam und leicht, bei tiefen Inspirationen 
aber fühlte der Kranke Schmerz in der linken Seite der Brust 
besonders hinten, fast im Niveau der Insertionen des Zwerch- 
felles. Ueberall hörte man das Respirationsgeräusch, ausge- 
nommen auf der linken Seite, unterhalb der Wunde. Suc- 
eussionen des Thorax bewirkten weder merklichen Schmerz, 
noch Fluctuationen, Pat. hustete nicht und warf auch nicht
	        
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