10
AV, . Gynäkologie. und Pädiatrik.
Ende des 8, und Anfang des 9. Monate liess S. die Schwan-
gere 10 lauwarme Bäder nehmen ‘und. gab ihr ein gelindes
Laxans, da gastrische Beschwerden eingetreten waren. Jetzt
sprach er mit ihr über sein Vorhaben und sie willigte gern ein.
Zur Operation wurde der 8. Juli bestimmt, die Mitte der 35,
Woche, so dass also die Schwangerschaft noch 5 bis 6 Wo-
chen hätte dauern sollen.. Nachdem S. einige Stunden vorher
der Schwangern ein Klystier hatte geben lassen, wurde diese
von der Hebamme ‚auf‘ das Geburtsbett gelegt und S. unter-
suchte zuerst. den Stand und die Beschaffenheit der Vaginalpor-
tion, so wie des vorliegenden Kindestheiles. Dieser stand
zwar hoch und beweglich und mehr auf der rechten Seite, war
aber deutlich als der Kopf zu erkennen. Die Vaginalportion
hatte beinahe noch die Länge eines halben Zolles, der äussere
Muttermund liess den Finger Jeicht eindringen und auch der in-
nere war etwas zugänglicher, als vor einigen Wochen,‘ S,
fixirte. mit dem Zeige- und Mittelfinger der linken Hand den
Muttermund und leitete auf demselben einen elastischen Cathe=
ter ein, um ihn so hoch als möglich hinaufzuführen und damit
die Eihäute von der Gebärmutter zu trennen, Der Catheter
konnte an der vorderen Wand des Uterus ziemlich hoch hin-
aufgeführt, allein nur längs einer schmalen Fläche die Eihäute
davon abgetrennt werden. Bei erneuertem Versuche, sie in
etwas grösserm Umfangee zu lösen, erschien Fruchtwasser als
Zeichen, dass die Häute durchbohrt wären. Obgleich S. dies
nicht beabsichtigt hatte, so konnte er jetzt um 80 sicherer den
baldigen Eintritt der Geburt erwarten; überdies war von dem
Wasserabflusse um so weniger Nachtheil für das Kind zu be-
sorgen, weil die Eihäute an einer höhern Stelle durchbohrt
waren und daher nicht alles Wasser auf einmal abfliessen
konnte, Wirklich floss jetzt nur wenig Wasser von gewöhn-
licher Farbe ab. Das Instrument wurde entfernt und der
Schwangern eine Längenlage im Bette gegeben. S. liess durch
die Hebamme alle 2 Stunden Einreibungen von erwärmtem
Oele in den Unterleib machen. Abends traf er die Schwan-
gere am Tische sitzend und munter an, bisweilen ging Was-
ser ab und sie empfand schwache Wehen. Während der Nacht
stellten sich regelmässige, schnell auf einander folgende We«
hen ein, und den folgenden Tag 412 Uhr, 25 Stunden nach
Einleitung der künstlichen Frühgeburt, wurde ein munteres
Mädchen geboren, Das Ausselın des Kindes, Grösse und Ges
wicht stimmten mit der angenommenen Berechnung überein;
das Maas war nur zwischen 16 und 17‘ und das Gewicht
nicht völlig 3 Pfund Civilgewicht, Der Querdurchmesser des
Kopfes betrug blos 3, der gerade 34 und der diagonale 4'';
dabei sah das Kind noch rüther als ein ausgetragenes, In den
ersten 24% Stunden setzte es Kindspech und Uria ab und nahm