IH, Chirurgie und Ophthalmologie, 427
sich doch der Gestank in einem sehr hohen Grade, Ein: ent-
kräftendes Fieber und folternde Schmerzen raubten dem Kran-
ken Tag und Nacht alle Ruhe. Bisher waren ihm von einem
Arzte innerlich entzündungswidrige Mittel, äusserlich Anfangs
kühle, nachher aber warme Umschläge von Thedens Schuss-
wasser verordnet worden, den Verband hatte ein Wundarzt
angelegt. Da weder Einschnitte gemacht, noch die Knochen-
splitter beseitigt waren, war ein fortwährender Reiz unterhal-
ten, die verdorbene Materie nicht ausgeleert, und die Zerse=
tzung immer grösser geworden, bis sie den höchsten Punct er-
reicht hatte, Bei der Untersuchung des Fusses ergab sich,
dass der erste Knochen des rechten Mittelfusses (Os metacarpi
halucis) in der Mitte zerbrochen, die zwei folgenden nicht
allein zerschmettert, sondern auch aus ihren Gelenkverbindun-
gen gerissen, die Sehnen des langen und kurzen Ausstrecke-
Muskels der Zehen sehr beschädigt, und die Musculi interosset
grossentheils durch die Verletzung selbst und durch den hin-
zugetretenen kalten Brand zerstört und verdorben ‚waren. An
der Fusssohle erschienen die Bedeckungen theils brauoschwärz-
lich, zusammengekräuselt, theils von der scharfen Jauche er-
weicht. Mit der Sonde konnte man mehrere Kanäle, die nach
dem würfelförmigen und dem Fersenbeine führten, entdecken,
auch bemerken, dass einige Knochenstückchen sich bewegen
liessen, der vielen zerrissenen Blutgefässe wegen aber ent-
stand ein Ausfluss von Blut, — Der Kranke sowohl als seine
Verwandten, bestanden darauf, dass der Guss nicht ampuüirt
werde, und baten D. Alles anzuwenden, damit derselbe, wenn
gleich missgestaltet, erhalten werde. D. war daher darauf
bedacht 1) durch passende innere Mittel die Lebenskraft zu
heben, dem Fieher zu steuern und die Excretionsorgane zur
Ausscheidung der absorbirten fauligen Theile anzuregen; 2)
die zerschmetterten Knochen, als eine beständige fortwirkende
feindliche Potenz so bald als möglich zu entfernen; 3) die un-
beschädigten Zehen den noch vorhandenen Mittelfussknochen
mit Hülfe der Natur und eines angemessenen Verbandes all-
mälig zu nähern und dem Fusse eine erträgliche Gestalt zu
verschaffen. Jetzt wurden die erforderlichen Einschnitte und
Erweiterungen gemacht, zwei zum Theil J}ose Kuochenstücke
am Mittelfusse mit der Knochenzange weggenommen, das
Ganze sorgfältig von der fanlen Jauche gereinigt, mit Balsa-
mum commendatoris angefeuchtet, und Charpie, bestrichen mit
einer Sabe aus: Ung. Elemi, basılic., Pulv. Myrrhae, Cort,
Quercus, Carbon, praep. Ol. Terebinth, darüber gelegt. Der
ganze Verband wurde mittelst einer Socke von Leinwand in
der Form eines Monroschen Pantoffels befestigt und so die
Zehen gelinde angezogen. Zum inanerlichen Gebrauche wurde
ein Infuso-Decoctum Rud, Calami, et Cort, peruv. füsch C,