424 1, Chirurgie und Ophthalmologie,
Coxzen in Posen, Immer wurde Varicosität der Venen als ein
höchst lästiges Uebel betrachtet, welches, wenn auch nicht im-
mer Gefahr bringend, doch diese oft hervorruft, und gegen
welches daher Operationsmeithoden von Richerand, Davat,
Fricke und Velpeau angegeben wurden. Wiewohl das
weibliche Geschlecht wegen überwiegender Venosität mehr zur
Varicenbildung geneigt ist, so kommen doch auch varicose
Verbildungen der Venen bei Männern vor, Meist, und be-
sonders, wenn sich die Varicosität auf das ganze Venensystem
oder einen grossen "Theil desselben ausdehnt, sind die Häute
der Venen krankhaft verdünnt, die Gefässe widerstehen Wwe-
niger dem Blutandrange, es bilden sich Blutstockungen , Blut-
pfröpfe, welche dazu beitragen, die Gefässhäute mehr und
mehr auszudehnen und zu verdünnen und Krankheiten hervor-
bringen, die aus Blutstockungen und Anhäufungen abgeleitet
werden müssen. In dem folgenden Krankheitsfalle würde der
plötzliche Tod schwer zu erklären gewesen seyn, wenn nicht
die Varicosität des Gefässssystems etwas Ausserordentliches ver-
muthen und‘ die Section erfolgen liess. Am 3. Oct. secirte €.
einen 50jährigen Mann von schwächlichem Körperbaue und
cachectischem Ansehn. Schneider von Profession, hatte er in
früheren Jahren oft an Bluthusten gelitten, er gab deswegen
die sitzende Lebensart auf und wurde Marqueur. Seit 18 Jah-
ren hatten «sich bei ihm Hämorrhoiden ausgebildet und ‚schon
früher hatten sich varicose Ausdehnungen der Venen an den
Füssen gezeigt, welche durch Bandagen und Schuürstrümpfe
unten in Schranken gehalten, sich den obern Schenkelvenen
mehr und mehr mittheilten, so dass in den letzten Jahren beide
Schenkel bis zum Inguinalgelenk mit varicosen Knoten und
daumstarken Strängen besetzt erschienen, welche zum Theil
bedeutende Härte zeigten. Der Verstorbene hatte mehrere Male
an Lungenentzündung gelitten , deren Entstehung mit dem krank-
haften Blutgefässsysteme in Verbindung zu stehen schien; er
war häufig rheumatischen Uebeln ausgesetzt, bis er drei Wo-
chen vor seinem Tode von einem heftigen Saburralfieber mit
remittirendem, später intermittirendem Typus ergriffen wurde,
Vier Tage vor seinem Tode, schon reconvalescirend, bekam er
plötzlich in der Nacht Beängstigungen, Oppressionen auf der Brust,
Erbrechen und Durchfall; ein Lungenschlag schien zu drohen.
Der Indicatio vitalis wurde durch Arnica » Acidum succinicum
uud benzoicum und andere Mittel genügt. Schon Tags vorher
hatte der Kranke sehr über Schmerzen iu den Füssen besonders in
dem rechten Schenkel, geklagt; einzelne Aderknoten hatten sich
sehr verhärtet, wogegen seit mehrern Tagen Einreibungen von
Fett gemacht wurden. Den Schmerzen im rechten Schenkel
glaubte der Kranke mit Räucherungen aus Bernstein, Wachholder
und Salz begegnen zu müssen. Nach jenem nächtlichen Anfalle