16 II. Chirurgie und Ophthalmologie,
wordene Stellung des Kopfs nöthigt in Fällen, wo die Wirbelsäule
schief ist, gerade zu werden; die Erhaltung des Gleichgewichts
zwingt den‘ Pat. dazu. Unter ‚39 Fällen fand sich nur neun
Mal Verkürzung des linken M. sternocl., alle übrigen kamen
auf der ‚rechten Seite vor. Die Ursache davon konnte nicht in
der gewöhnlichen stärkeren Entwickelung der rechten Körper-
hälfte und dem öfteren Gebrauche des rechten Arms liegen, da
die Kinder entweder mit Verkürzung des Muskels geboren wa-
ren oder dieselbe schon in der zartesten Kindheit erlangt hatten,
Dass die Durchschneidung des Muskels mit Schonung der Haut
den Vorzug vor der ältern Methode, wo Vorher ein grosser
Hautschnitt gemacht wird, verdiene, zeigen diese Fälle nur
zu deutlich; ja jene hatte sogar dann noch günstigen Erfolg, wo
diese zwei Mal vergebens versucht worden war, [Med,. Zeit.
v. Vereine f. Heilk. in Pr. 1838. Nr. 27.]
176. Beobachtung über eine Pulsaderge=-
schwulst am rechten Oberschenkel und dadurch
nöthig gewordene Unterbindung der Arteria cru-
ralis, mit nachfolgenden heftigen Blutungen aus
der aneurysmatischen Stelle; vom Amts- und Stadı-
phys. Dr. Scuneyer zu Oelsnitz. Eid 16jähriger, früher ge
sunder, doch schwächlich-serophulöser Bursche wurde im Febr.
1837 bei einer Spielerei in. der Rockenstube mit einer Scheere,
ungefähr 6 Zoll oberhalb des Kniees, in den rechten Ober-
schenkel gestochen. Im Augenblick folgte stürmische Blutung.
Man versprach letztere, band die Wunde fest zu, trug den
Verwundeten nach Hause und liess es 14 Tage so hingehen,
ohne einen Wundarzt zu befragen. Allmählig nahm man an der
mit einem Schorfe bedeckten Stichwunde etwas Klopfen wahr,
was man aber nicht beachtete, sondern Anfangs nur belachte,
Nach und nach nahm das Klopfen zu und eine kleine hasel-
nussgrosse Geschwulst wurde sichtbar, auch fanden sich reis-
sende Schmerzen längs des Laufs der Schenkelarterie und’ im
Knie ein, die später bis zu den Knöcheln gingen. Man wen-
dete sich nun an einen Arzt. Dieser erklärte den Zustand für
sehr bedenklich und rieth den Kranken nach Dresden oder Leip-
zig zu bringen, da eine Operation unvermeidlich sei, Man
rief nun den Verf., dieser fand eine wallnussgrosse , halbei-
runde, nicht gefärbte, etwas gespannte, fluctuirende und mit
einem Schorfe bedeckte Geschwulst, deren Berührung keine
Schmerzen machte und sie sich nicht hin und her schieben
liess, sondern gleichfalls fest sass. Deutlich sah und nahm S,
Pulsation im ganzen Umfange der Geschwulst wahr, die mit
Herz- und Pulsschlage synchronisch war: Pat. fühlte auch die
Pulsation selbst und gab noch an, dass ihm oft sei, als
wenn das Blut in der Geschwulst nicht Raum habe. Bei
Druck auf die Arteria cruralis hörte im Augenblick die Pulsa-