II. Materia medica und Toxikologie, 407
ter Aufmerksamkeit, als wolle man. gleichsam die eigene Ner-
venkraft durch den manipulirenden Fioger überströmen lassen,
setzt man diese kreisförmigen Bewegungen in einer und dersel-
ben, also nicht rück gängigen Bewegung fort, bis alles Oel ver-
rieben ist, was in 5—8 Minuten der Fall ist, worauf man das
etwa rings herum, vorzüglich am Ohre noch befindliche Oel mit
einem Tuche genau abwischt und dem Kranken verbietet, mit den
Fingern an die erwähnte Stelle zugreifen, weil selbst die geringste,
dem Finger anklebende und ins Gesicht oder sonst wohin gebrachte
Kleinigkeit des Oels bald hohe Röthe zur Folge haben würde,
Auch muss man die Kranken warnen, das Ohr nicht etwa mit
einem unf das Kian herumlaufenden Tuche nach hinten zu bin-
den, weil sich dann die ganze hintere Oberfläche des Obi
sehr entzünden würde, was so mehr oder weniger der Fall ist,
Um jede Berührung dieser Stelle vom Ohre und den Fingerg
zu vermeiden , lasse man immer einige Stunden lang ein hinter
dem Ohre hinaufgebundenes leinenes Tuch tragen, durch das
zugleich auch der ergriffene Nervus alveolaris inferior vor rau-
her Witterung geschützt wird, [Allgem., me“ Zeit, 1838,
Nr. 7. u. Nr. 9.]
171. Ueber Anwendung des Calomels bei Ge-
hirnentzündungen des kindlichen Alters; von Dr.
Cuassen in Tönning. Aus zahlreichen Beobachtungen gewann
C. das Resultat, dass das Calomel in einigen Fällen bei Kin-
dern lange fortgebraucht werden konnte, ohne Ptyalismus zu
erregen, ‘in andern dagegen ihn sehr schnell heftig hervorrief,
besonders wenn die congestiven Zufälle schon mehrere Tage an-
gehalten hatten, ohne dass man vorher Mittel gebraucht hatte,
Um den Ptyalismus zurückzuhalten, fand C, Calumel mit Sulph.
antim. aur. und Digitalis am geeigaetsten. Er gab im Allge-
meinen, ausser den gewöhnlichen äussern Mitteln, so lange bis
die Entzündung gebrochen ist, das Calomel, je nach dem Grade
der Entzündung zu 4, +—1 Gran 2stündlich allein mit Zucker;
sodann verband er zuerst z. B. 4 Gran Calomel mit } Gram
Sulph. aur.; bei Verminderung der Gabe des erstern verstärkte
C. die des Jetztern und bei Vermuthung von serösem Erguss im
Hirne setzte er jedem Pulver 4 gr. — gr. ij. Herb. Digit, p. d.
zu. [Pfaff’s pract. u. crit. Mittheil, 3837, St, 9. u. 10.]
172. Anwendung des Chinins bei der Epilep-
sie; von Dr. Cuassen in Tönning. Ein Mädchen von 24 Jah-
ren bekam plötzlich ohne bekannte Ursache einen heftigen epi-
leptischen Anfall. Der zugleich sich vorfindende gastrische Zu-
stand nebst der Verstopfung wurde durch passende Mittel ge-
hoben, die epileptischen Anfälle aber kehrten aft und in unbe«
stimmten Zwischenräumen wieder und liessen grosse körper«
liche und geistige Schwäche zurück. Der Erfolg von Nervinis