(. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik... 395
Vaccinepusteln mit fast zu deutlichem, R. auffallendem Fieber
am 8. Tage und war zum Weiterimpfen nach einem naheliegen-
den Orte mitgenommen, Die von ihm entlehnte Lymphe haf-
tete bei sämmtlichen Vaccinirten und brachte die vollkommen-
sten Pusteln hervor. Doch wagte R. nicht, von diesem wieder
weiter zu impfen, da er bemerkte, wie bei jenem Knaben, am
11. Tage nach der Vaccination, fast reife Menschenblattern in
grosser Menge ausgebrochen waren und auch, obschon nicht
leicht, duch regelmässig verliefen. Auch hier war die Variola
früher (durch Besuch von Verwandten) mitgetheilt, aber in ihrem
Fortschreiten durch die Vaccination aufgehalten. worden, doch
nur so lange, bis deren Akme vorüber war, nach welcher er-
stere mit rapider Entwickelung wieder hervortrat.. Für die hier-
von Geimpften ist nicht die geringste üble Nachfolge ‚(seit 3 Jah-
ren) eingetreten. Es sind schon ähnliche Erfahrungen gemacht
worden; doch erregen sie selbst in ihrer. WiJerholung das In-.
teresse des Beobachters. Einzig aber ist wohl der Fall, dass
durchgreifende Revaccination eine frühere Ansteckung durch das
Varioloid in ihrem Ausbruche, ga:z analog dem zweiten Falle,
retardirte. — Man könnte hier. einwenden, die. Ansteckung
durch das Varioloid sei erst gleich nach dem. Ausbruche des
Friesels geschehen; aber abgesehen von der strengen Sperre
durch das Bett selbst und der Schwierigkeit einer zweiten exan-
thematischen Infection bei schon vorhandener und zwar flores-
cirender, lag es im Character dieser Varioloiden-Epidemie, dass
die Infection ziemlich lange schlummerte, was nicht allein ein-
zelne Fälle, sondern der ganze Gang der Epidemie bewiesen,
indem sie gewöhnlich alle 3, nicht selten auch nach 4—3 Wo-
chen, von einem Hause zum andern wanderte und zwar von
Südost nach Nordwest, der Reihe nach, ohne irgend einen
Vor- oder Quersprung. — Ob die Annahme eines Revaccina-
tionsfiebers sine Revaccina durch das Sacco’sche Friesel allein
begründet sei oder nicht, ist freilich Meinungssache, aber wie
wollte man den doch wahrscheinlichen Aufhalt des Variolvids
und das doppelte Fieber anders erklären? Pat. war (vor etwa
16 Jahren) geimpft, wie die sehr deutlichen Narben auswie-
sen. Doch auch bei mehreren in solchen Zwischenräumen Vac-
cinirten schlug zu der Zeit die Revaccination mehr oder weni-
ger an, bei Aelteren sogar mit vollkommener Vaccine-Bildung.
Bei der Varioloiden-Epidemie zeigte sich in keinem Falle, und
auch sonst in dem ganzen Umkreise nicht, irgend ein Friesel-
Exanthem. [{Med. Zeit. v. Vereine f. Heilk, in Pr. 1838,
Nr. 26.]
162. Variola vera nach Variola vaccina. (A,
amtl. an d. Regier. zu Breslau erstatteten Ber.) Dr Grötz
ner zu Breslau sah am 7. Tage nach der Impfung die Pocken
ausbrechen, der Kreisphys, Dr. Rau zu Neumarkt am 8, Tage,