Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

304 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
der genannten Schriftsteller‘ ausmacht. . Ganz aber passte auf 
sie das, was Andral über sie sagte, nämlich, dass, wenn 
man einen Wasserstrahl auf diese Art Brei fallen lasse, er sich 
in mehrere, oft an einem gefässigen Stiele hängende Krumeln 
zertheile, die geronnener Milch glichen, welche trübe und milchige 
Flüssigkeit. trennt. — Neben der Hirnerweichung liess sich 
eine Arteritis nicht verkennen, denn die Coagulation des Blutes, 
die Adhärenz und Organisation des Coagulum, die Verdickung 
der Wände, die Röthe und der Verlust des Glanzes sprachen 
deutlich für ihre Gegenwart. Nun fragt sich, welche von bei- 
den Affectionen wirkte als Ursache, oder welchen gegenseitigen 
Einfluss konnten sie auf einander üben. Nach Andral, der 
die entzündliche Natur der Hirnerweichung lebhaft bestreitet 
und nach dem ausser andern Ursachen die beginnende Oblite- 
ration der zum Hirn gehenden Arterien eine Bedingung für die- 
selbe abgiebt, könnte man sich zu der Annahme hinneigen, 
dass die Arterienentzündung zuerst zugegen gewesen sei. Un- 
tersucht man aber den Fall genauer, so möchte es wohl schei- 
nen, dass die Hirnaffection Ursache und nicht Folge der Ent- 
zündung der Carotis gewesen sei. Auch könnte man anneh- 
men, dass die traumatische Ursache, indem sie auf alle 
Organe im Schädel einwirkte, zu den beschriebenen Affectio- 
nen isolirt Veranlassung gegeben habe, so dass diese ganz un- 
abhängig von einander seyn würden. Diese Annahme scheint 
jedoch nach dem, was der Verf. weitläuftig über die beiden 
ersten angeführt hat, unter allen dreien am wen’gsten zulässig 
zu seyn. [Jahrb. d. ges. Medic, Bl. XVIIT. #ft. 3. nach: 
‚Archiv. gener. de Paris, 3837. Nov.] 
361. Zur Lehre von Variola und Vaccina; von 
Dr, Rırscner in Lauterberg. Ein 32jähriges Mädchen, wel- 
ches von R. revaccinirt worden war, zeigte am 9. Tage zwar 
keine Vaccine-Blattern, dagegen den dieselben in ihrer Acme 
so oft begleitenden, von Sacco zuerst beobachteten und nach 
ihm benannten Friesel. Nachdem dieser unter geringer Febrici- 
tation 3—4 Tage gestanden hatte, stellte sich ein heftiger Fie- 
beracceas mit Kopfweh und sehr schmerzhaftem Dehpen in der 
Regio sacralis et lumbalis ein, woraus R. mit Gewissheit den 
nahen Ausbruch der Varioloiden, die in der Umgegend unab- 
änderlich mit genannten Vorläufern aufgetreten waren, Vorher- 
sagen konnte. Am folgenden Tage kamen sie auch zum Vor- 
schein und verliefen, wie die ganze Epidemie, sehr gutartig. 
Die Ansteckung war hier schon durch das Varioloid (die per 
vaccinationem modilicirte Variola) geschehen, als die Impfung 
der Vaccine dennoch haftete und ihren Verlauf bis zur Acme 
durchführte, woraut dann die erste Ansteckung alsbald ihren 
so lange aufgehaltenen Verlauf fortsetzte. Kin ganz analoger 
Fall ist Folgender: Ein Jjähriger Knabe zeigte sehr schöne
	        
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