Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

I. Pathologie, Therapie und medicioische Klinik. 393 
tig war und leichte länglichte Furchen, aber keine kalkartige 
Incrustation darbot. Die röthesten Stellen waren auch die, wo 
das Coagulum fester adhärirte. Die Consistenz dieser Membran 
schien normal, ihre Dicke etwas vermehrt zu seyn, Ausser- 
dem bemerkte man an dem Ursprunge der Carotis primitiva: 
1) einen sehr rothen, papulösen Wulst, an welchem das Coa- 
gulum sich plötzlich endigte: 2) eine sehr bedeutende, mitten 
in ihrer Länge befindliche, hufeisenförmige Einbiegung der Ar- 
terie, die ungefähr 1’ lang war und einem im rechten Winkel 
auf der hinteren Fläche des Gefässes angelagerten tubulösen 
Anhange glich. Ober- und unterhalb dieser Partie, die dem 
Ohrläppchen entsprach, behielt die Arterie ihre verticale Rich- 
tung; es entstand dadurch in dem Raume von einigen Zollen 
dreifache Veränderung in dem Verlaufe der Flüssigkeit, und 
zwar 80 plötzlich, dass der Kreislauf des Gehirns auf dieser 
Seite jedenfalls beträchtlich dadurch modificirt werden musste; 
es war nämlich fast gar kein Zwischenraum zwischen den bei- 
den horizontalen Aesten dieser abnormen Faltung vorhanden, 
Die primitiven und äusseren Carotiden waren, so wie die der 
andern Seite, gesund und leer. Die Augenhöhle bot nichts be- 
sonderes dar. Die Art. ophthalmica war leer und zusammen- 
gefallen, die Vene ebenfalls gesund, alle Sinus des Schädels 
waren frei und gesund, Die übrigen Organe wurden nicht un- 
tersucht. — Die Natur dieser Hirnaffection liess sich hier nicht 
verkennen. Anhaltender Kopfschmerz, progressiver Torpor des 
linken Arms und Unterschenkels, wiederholte Störung der in- 
tellectuellen Verrichtungen, Contraction der rechten Popille und 
Langsamkeit des Pulses deuteten hinlänglich Erweichung des 
Hirns in der rechte Hemisphäre an. Die 76tägige Dauer die- 
ses Uebels reiht dasselbe an Andral’s chron, Varietät an, 
Weit öfterer wird sie in 20—30 Tagen tödılich. Die bei der 
Section gefundene Erweichung erklärt also vollkommen die 
wahrgenommenen Symptome, Welche Symptome aber hat die 
so genau characterisirte arterielle Affection bedingt? _Keins, 
oder vielmehr nur ein einziges, nämlich das Oedema Conjun- 
ctivae ocule, Dieser Mangel an mehr oder weniger characteri- 
stischen Zeichen stimmt übrigens mit dem überein, was seit 
mehren Jahren oft beobachtet worden ist. — Anatomisch be- 
trachtet war übrigens jene Erweichung des Hirns das Analogon 
jener, die Rostan und Andral so gut beschrieben haben. 
Sie zeigte nicht jene röthlichte Färbung, welche Beimengung 
einer ziemlich grossen Menge Bluts ankündigt und welche die 
Affection characterisiren soll, die Lallemand und Bouil- 
Jaud rothe Erweichung, Cruveilhier Apoplexia capillaris 
nennt, auch bemerkte man nicht jene gelbe, trübe Färbung, 
die die Gegenwart des Eiters anzukündigen scheint und die 
den Typus der weissen Erweichung oder der eitrigen Infiltration
	        
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