Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 381 
hatte die Bewegung der Frucht gleich darauf aufgehört, _ Die 
Frucht wurde geöffnet und man fand dass sie, an Kirronose ge= 
litten hatte. Das Bauchfell, der Herzbeutel, das Brustfell, die 
Tunica arachnoidea und die Marksubstanz des Gehirns: und. der 
Nerven hatten eine hochgelbe Färbung, das Kind hit also an 
der innern Gelbsucht. Die Farbe liess sich weder durch länge- 
res Waschen, noch durch Aufbewahren in. Alcohol wegbringen, 
war also genau mit dem Gewebe der Theile verbunden. ‘ Ueber 
die Ursachen dieser Krankheit finden sich noch wenig Auf- 
schlüsse. Lobstein vermuthete. einen In. vorausgegangener 
Entzündung begründeten abnormen Zustand der Nervensubstanz, 
er fand diese Krankheit an 3monatlichen und Smonatlichen 
Früchten. Mag die Krankheit der Placenta nicht mit diesem 
Vebel in einem ursächlichen Zusammenhange stehen? Das Ver- 
hältniss der Verrichtung der Leber zu jenem der Placenta ge- 
währt dieser Vermuthung einige Wahrscheinlichkeit. Merkwür«- 
dig ist es, dass bei zwei oben erwähnten Fällen 2 frühreife 
Früchte, deren Mutterkuchen krankhaft waren, ebenfalls ganz gelb 
und schlecht genährt aussahen. Die Section würde wahrscheinlich 
ähnliche Färbung an den serösen Häuten- ausgewiesen haben, — 
Die Ursachen des habituellen Absterbens der Kinder können ent«- 
weder in dem Organismus, in der Gebärmutter, in der Frucht, in 
der Nabelschnur, in den Häuten oder dem Mutterkuchen ge- 
sucht werden, In der individuellen Sphäre konnte O. keine 
Ursache ausmitteln, da die beobachteten Personen sich übrigens 
einer vollkommenen Gesundheit erfreuten, und niemals an Un- 
regelmässigkeit der Sexualfunction gelitten hatten, Ebenso ver- 
hielt es sich mit der Gebärmutterz an den Häuten, an der Na- 
belschnur , so wie am Kindswasser zeigte sich nichts Abwei- 
chendes. Dass in der Nabelschnur Momente, welche den baldı- 
gen Tod der Frucht herbeiführen , vorhanden seyn können, wird 
O., bei einer andern Gelegenheit zeigen; allein diese. Momente 
wiederholen sich nicht so, wie beim habituellen Absterben der 
Früchte, und können in jedem Monate der Schwangerschaft 
vorkommen. Nur in Ausartung der Placenta konnte O, bis jetzt 
die Ursache des in Frage stehenden Ereignisses auffinden. Die 
Früchte waren meistens dürftig genährty ihr übles Aussehen 
konnte die Folge des Todes nicht seyn, indem sie bald nach 
dem Aufhören der Bewegung und ‚gleich nach dem Abgange 
der Wässer geboren wurden, sondern man kann vermuthen, 
dass die Ernährung wegen der Krankheiten der Placenta schlecht 
erfolgte; auch mag die Kirronose eine Folge des abnormen Zu- 
standes dieses Organs gewesen seyn. Ueber die Ursache der 
erwähnten Ausartung der Placenta herrscht das nämliche Dun- 
kel, wie über alle andern Krankheiten derselben, [Neve Zeit- 
sch 7 Geburtsk, v. Busch, d’Outrepont u. Ritgen, Bd, VI.
	        
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