37% 1. ; Chirurgie und Ophthalmologie,
und drang nun; die Krümmung der Nadel mehr nach aussen
wendend, durch die Cornea. Jetzt zog er die Nadel vollends
durch, entfernte sie, indem er den Faden im Auge liegen liess
und befestigte die Enden desselben am äussern Augenwinkel,
L. begnügte sich mit der Operation eines Auges, da er den Er-
folg abwarten wollte. Ob er gleich die hinzugetretene Entzün-
dung durch kalte Umschläge und Antiphlogistica zu beschrän«
ken wünschte, trat sie doch schon nach 24 Stunden bedeutend
hervor, auch schien sich in der Cornea, um den Faden her,
eine leichte Eiterung zu bilden, daher wurde der Faden ent-
fernt. — Iodessen ‚war dieser im Auge verursachte Reiz doch
von den vortheilhaftesten Folgen, denn durch die darauf ent-
standene Entzündung schwand die Linse und deren Kapsel all-
mählig, auch die Stichwunden verwuchsen (die der Cornea
musste öfters mit Laudanum betupft werden, da deren Ränder
ein zusammengefallenes Ansehen erhielten) und der Kranke
lernte täglich besser sehen, so dass er nach 8 Wochen mit ziem-
lich reiner, wenn gleich unbeweglicher Pupille seine Arbeit
wieder verrichten konnte, Der Mann glaubte nun sich nicht
länger den mit seinem Gewerbe verbundenen Beschwerden, be-
sonders den Marktreisen, entziehen zu dürfen; nach einer Er-
kältung aber entstand aufs Neue eine schleichende Ophthalmie,
welche ihn nach einigen Monaten seines Augenlichts fast gänz«
lich beraubte. Er wurde jedoch so weit hergestellt, dass er
nicht nur allein umhergehen, sondern auch auf dem Markte den
Verkauf besorgen kann, wobei er die Gegenstände nur dicht
vor das Auge bringen muss, — Obgleich die Erfolge der Ope-
rationen immer glücklich waren, und nur durch die constitutio=
nelle Disposition und durch die Verhältnisse des Mannes, welche
ihm nicht gestatteten, sich den schädlichen Einflüssen zu ent-
ziehen, nachher vereitelt wurden, so hat er doch das Vertrauen
zu allen Operationen verloren, und behilft sich jetzt mit seinem
kümmerlichen Gesichte. — Wenn gleich aus der letzteren Ope-
ration für den Pat, nicht viel Nutzen hervorgegangen ist, so
scheinen doch die darüber anzustellenden Betrachtungen nicht
ohne Interesse zu seyn, indem dadurch aufs Neue in Erinne-
rung gebracht wird: 1) dass man durch eine, in der Linse ge-
setzte, mässige, entzündliche Thätigkeit deren Resorption zu ver-
anlassen im Stande ist. 2) Dass zur Erregung jenes Processes
ein eingelegter Eiterfaden hinreicht. 3) Dass derselbe zu die-
sem Zwecke schwerlich über 24, höchstens 30 Stunden liegen
bleiben darf, wenn man nicht eine bedeutende Zerstörung des
Auges herbeiführen will, 4) Dass e8 auch Fälle giebt, wo
man länger als 10 Tage warten muss, bevor ‚die völlige Re-
sorption der Linse eintreten wird, weshalb man nicht zu früh
gu einer andern Methode, die Linse zu entfernen, übergehen
darf; ja dass eich Fälle ereignen können, wo man die Opera-