II. Chrrurgie und Ophthalmologie, 365
klopfende verwandelt, welche als unausstehlich geschildert wurden,
Die Geschwulst hatte an Grösse bedeutend zugenommen und auf
ihrem höchsten Punct war in einer ein 8& Groschenstück grossen
Stelle Schwappung deutlich zu fühlen. Die Umgebung aber
noch steinhart, sehr geröthet und ausserordentlich empfindlich;
das Allgemeinbefinden war fieberhaft, Stuhlgang war jeden
Tag und die Nacht zuvor zwei Mal erfolgt. Es wurden sofort
besänfüigende, warme, feuchte Umschläge gemacht. Den fol-
genden Tag schon war die oben genannte schwappende Stelle
schwarz, — brandig abgestorben — und so dünn, dass ich nur
mit dem Stiel der Abscesslanzette mässig darauf drückte, als sie
auch schon geöffnet war, und zu meinem grössten Erstaunen eine
Menge wasserdünner Fäcalmaterie mit Gasarten entleerte. Die
Geschwulst fiel bedeutend zusammen und bildete gleichsam einen
leeren Beutel, in welchem, da. die Oeffnung ziemlich gross
war, nicht eine Spur von Eingeweiden zu bemerken war, selbst
nachdem einige Tage später die ganze vordere Wand der Ge-
schwulst sich losgestossen und alle brandige Theile entfernt wa-
ren, war nichts zu finden, nur hoch oben floss aus dem Bauch-
ring die eben angeführte wasserdünne Fäcalmaterie, Jeden
Tag kamen einige Spulwürmer zum Vorschein, die ich bei dem
täglich zwei Mal stattfindenden Verband oft aus der Bauch-
ringöffoung herauszog. Obgleich täglich auf dem” natürlichen
Wege sich dicke, breiartige mit unterharte Excremente entleerten,
so drang doch nur dünne Fäcalflüssigkeit durch die Bauchring-
öffnung. Pat. klagte noch in den ersten 8 Tagen über viele
Schmerzen in der Geschwürstelle und die ausfliessende scharfe
Fücalmaterie corrodirte die benachbarten Theile, weshalb öfte-
rer am Tage dieselben mit warmem Wasser abgewaschen wer-
den mussten, Täglich erfolgte auf natürlichem Wege eine regel-
mässige Oeffnung, Junges gesundes Fleisch kam, wie bei einem
jungen Mädchen, von allen Seiten hervor , auch verminderte sich
der Abfluss der Fäcalmaterie mehr und mehr, bis nach einem
Verlauf von 6 Wochen keine mehr ausfloss ; auch die Geschwür-
fläche hatte sich bis zu einer grossen Bohne gross verkleinert,
der Kanal nach dem Bauchring aber war noch offen. Ein
Diätfehler und hinzugekommene Erkältung, in Folge deren
Diarrhöe mit Poltern im Leibe eintrat, veränderte mit einem
Male die Scene und es floss wieder dünne Fäcalmaterie ab,
doch sistirte sich dieser Ausfluss nach einigen Tagen und
die Heilung machte täglich mehr Fortschritte, so dass mit
der neunten Woche der Krankheit alles geheilt und Pat, wieder
vollkommen hergestellt war. Zum Verband bediente ich mich
anfänglich des Ung, de Styrac., tligestiv., später einer starken
Chamillenblumenabkochung mit Tinct. opit crocat, und zuletzt
zur Beförderung der Schliessung des Canals des Betupfens mit
Höllenstein, Dieser eben mitgetheilte Krankheitsfall könnte wohl