I, Chirurgie und Ophthalmologie, 363
se, den er ihm im Juli so glücklich operirte, dass man kaum etwas
von der Operationsnarbe entdecken konnte und das Gesicht durch-
aus nicht entstellt war, Die Freude über die anscheinend glückliche
Heilung wurde aber nach 1} Jahren schrecklich gestört, weil der
Krebs nunmehr am Halse ausbrach und 80 schnell verlief, dass,
obgleich eine Quacksalberin den Kranken in 2 Monaten zu hei-
leu versprach, doch der Tod in derselben Zeit die Leiden en-
digte. Eben so exstirpirte L. einem Juden ein durch Carcinom
degenirtes Auge, doch der Krankheitsstoff warf sich auf das
Gesicht und wohl auch auf das Hirn und verlief nun so
schnell, dass Pat. binnen Jahresfrist starb. Fälle der Art könnte
der Verf. noch viele anführen, glaubt aber dadurch schon satt-
sam dargethan zu haben, dass die Exstirpation auf das Leiden
in der Regel nur einen schneller tödtenden Einfluss hat, Da-
gegen hat L. gefunden, dass die Palliativkur des Krebses das
Leben gewöhnlich weniger gefährdet, als die Exatirpation, So
behandelt der Verf., um nur ein Beispiel anzuführen, schon seit
3 Jahren eine Wittwe am Lippen-Krebse mit _Aqu. Laurocer.
und ähnlichen Blausäure enthaltenden Mitteln innerlich und äus-
serlich und zwar mit solchem Erfolge, dass das Uebel in der
ganzen Zeit nur unbemerklich ist und Pat. für ihren Zustand
ganz erträglich lebt. Bei dieser Behandlung muss der Verf,
denn auch bleiben, weil er sich überzeugt hat, d.:s die viel»
gepriesenen Specifica gegen diese Krankheit ebenfalls. nichts nüz-
zen und allgemein das Jymphatische System umstimmende, alle
Colatorien eröffnende Müttel, wie z. B. Dec. Zittmanni, wegen be-
sonderer Umstände nicht angewendet werden können, Dass aber die
s. g. Specifica im Wesentlichen wirklich nichts helfen scheint die
oben ausführlich erwähnte Krankheitsgeschichte auffallend zu be-
weisen. Als die Operation keinen Erfolg hatte, blieben dem Verf.
nur noch die Specifica übrig, weil ihm 1831 die Wirkung all-
gemeiner, das Iymphatische System umstimmender, sämmiliche
Colatorien eröffaender Mittel auf den Krebs noch nicht bekannt
war. Deshalb hielt er sich denn auch vor allen an das von
Störck und neuerlich von Recamier als wahres Specificum
gegen Krebs so sehr empfohlene Conium maculatum und da
dies eigentlich gar nicht gewirkt und höchstens nur die Schmer-
zen etwas gelindert hat, so glaubt L. auch von den andern
weniger gepriesenen, 8. g. heroischen Mitteln gegen Krebs keine
Dienste erwarten zu dürfen. Indess kann auch der anhaltende
Gebrauch des. Conium maculatum in grossen Gaben die trau-
ıige Katastrophe im mitgetheilten Falle nicht herbeigeführt haben.
Deon es haben sich gar keine in die Sinne fallende Wirkun-
gen dieses Mittels gezeigt. Doch mag das Conium zur schnel-
len Entwicklung des Blödsinns wohl etwas beigetragen haben,
weil es, als narcotisches Mittel, das durch die krebsige Dys-«
grasie depotenzirte Hirn um 80 schneller berabstimmen und seine