354 Il. Chirurgie und Ophthalmologie.
gang sorgte er durch frische Ochsengalle, die jeden Abend vor
dem Schlafengehen einen Esslöffel voll gereicht wurde, Der
Compressivverband wurde ohne Beschwerde ertragen. In den
ersten Wochen veränderte sich das Befinden der Kranken nicht,
ausser dass der Stuhlgang leicht und regelmässig erfolgte. An-
fangs November wurde der zweite Verband angelegt, auch
jetzt blieben sämmiliche Zeichen des Kopfleidens‘ unverändert.
Erst nach Anlegung des dritten Verbandes zeigten sich allmählig
Spuren von Besserung. Das Kind fing an den Kopf vom
Tische aufzuheben und sich mit Spielsachen zu unterhalten , die
Pupille bekam eine Spur von Contractionsvermögen , der Schlat
wurde ruhiger, nur selten erfolgte Ohnmacht und der Puls ver-
lor seine Unregelmässigkeit. Bei Erneuerung des Verbandes
am 3. Jan. fand E. den .Umfang des Kopfes um einen halben
Zoll vermindert, Jetzt erfolgte kein Erbrechen mehr und nur
selten kehrte Kopfweh auf der Stirn zurück; auch fing die Er-
nährung an besser zu werden, Am 12. Febr. wurde der fünfte
Verband angelegt. Die Kranke versuchte zum ersten Male al-
Jein zu stehen und unterstützt einige Schritte zu gehen. Die
Versuche wurden wiederholt und gelangen immer besser und
am Ende des Monats konnte das Kind ungeführt durch das
ganze Zimmer gehen. Der Puls war ganz natürlich, der Kopf
konnte ohne Mühe aufrecht gehalten werden und Munterkeit
war an die Stelle des mürrischen Wesens getreten. Am 8,
März wurde der Jetzte Verband angelegt und Anfangs April
wieder entfernt. Das Kind konnte vollkommen gut gehen und
machte grössere Spaziergänge ohne Mühe; es war sehr wohl-
genährt und alle Zeichen von Kopfleiden waren ganz verschwun-
den. Der Umfang des Kopfs betrug nun 19% Zoll. Das Mäd-
chen ist vollkommen gesund geblieben. Neunter Fall. Kin
1.4 jähriger Knabe, von einem gesunden Vater gezeugt, von
einer schwächlichen, hysterischen Mutter geboren, war Vou
seiner Geburt an unwohl. Der Körper war schlecht genährt,
der Unterleib aufgetrieben, Diarrhöe wechselte mit Verstopfung,
der Schlaf war sehr unruhig; diese Erscheinungen machten aber
die Eltern nicht bedenklich, da alle ihre Kinder in den ersten
Jahren an Scropheln oder Rhachitis gelitten hatten, Erst als in
der zweiten Hälfte des ersten Jahres der Kopf sehr zu wach-
sen anfing, wurde ärztliche Hülfe gesucht. Eine Salbe mit
Jodine und Jodkalium wurde dem Kinde auf den geschornen
Kopf eingerieben, innere Mittel wurden nicht gereicht. Als
nach 14tägigem Gebrauche der Salbe sich das Befinden des
Kindes nicht geändert hatte, hörten die Eltern damit auf und
überliessen das Uebel der Natur. Am 16. Juli wurde das
Kind zu E. gebracht. Es war am ganzen Körper abgemagert
und welk, der Leib dick. Zusammengekauert sass es auf dem
Arme der Mutter und legte den Kopf beständig auf ihre Schul-