UN. Chirurgie und Ophthalmologie, . 35%
den Schläfen sehr angeschwollen, die Pupille vergrössert, Pat,
konnte den Kopf nicht lange aufrecht halten, gewöhnlich stützte
sie denselben auf den Tisch. Häufig traten Ohnmachten ein,
der Appetit war ziemlich gut, ‚bei grosser Neigung zur Hart-
Jeibigkeit, Es wurden Blutegel an den Kopf gesetzt, Calo-
mel mit Jalappa gegeben, abwechselnd mit salinischen Abführ-
mitteln, kalten Ueberschlägen auf den Kopf und einem Bla-
senpflaster im Nacken, Nach jeder Anwendung der Blutegel
verlor sich das Erbrechen, der Kopfschmerz jedoch nie ganz.
Die Besserung dauerte nur einige Tage, alle 5—8 Tage muss-
ten die Blutegel wiederholt werden. Iodessen steigerte sich
das Uebel langsam, der Körper finz an abzumagern, der Kopf
konnte immer weniger aufrecht erhalten werden. Nach sechs-=
wöchentlichem Gebrauche jener Mittel wollten die Eltern Nichts
mehr anwenden. — Nachbarn riethen zu Wurmmitteln, es
gingen aber keine Würmer ab und die Schwäche stieg immer
mehr, Anfang Octobers wurde E. zu Hülfe gerufen, Er fand
das Kind zusammengekauert auf dem Lehnstuhle sitzend, den
Kopf auf dem nebenstehenden , mit Kissen bedeckten Tisch ge-
lehnt, die Beine hoch an den Leib gezogen. Hob es den Kopf
aufrecht, so suchte es denselben durch Hinaufziehen der Schul-
tern-zu fixiren. Das Kind blickte mürrisch, mit stark schielen«
den Augen, um sich, die Pupille war so weit geöffnet, dass
man von der Iris kaum eine Spur bemerkte. Selbst beim Ein-
fallen der Sonnenstrahlen ins Auge erfolgte nicht die geringste
Verengerung, Das ganze Gesicht zeigte Ausdruck von Schmerz,
Kopfwelh, besonders an der Stirn, verliess die Kranke nie und
steigerte sich bisweilen so, dass sie laut jammerte. Die Tem-
peratur des Kopfs war nicht erhöht. Der Schlaf bei halboffe-
ven Augen war häufig unterbrochen, öfters traten lang anhal-
tende Ohnmachten bei eiskalten Extremitäten ein, mit convul-
sivischen Bewegungen der Gesichtsmuskeln und -des ganzen
Körpers abwechselnd, Der Puls war langsam, zwischen dem
15. und 20; Schlage ein Mal aussetzend, Der Körper war be-
deutend abgezehrt, besonders am Halse, Das Gehen war dem
Kinde unmöglich, bei jedem Versuche, es auf die Füsse zu
stellen , knickte es zusammen. Bald nach jeder Mahlzeit erfolgte
Erbrechen, oft auch in der Zwischenzeit. Der Stuhl erfolgte
nur alle 4-5 Tage. Die Urinabsonderung war gering, die
Farbe blassgelb, etwas getrübt durch weissliche Flocken. Die
Diagnose konnte kaum zweifelhaft seyn, besonders, als nach
Abrasiren. der Haare der Umfang des Kopfs deutlicher vorlag.
Der behaarte Theil desselben erschien in seinem Verhältnisse
zum Gesichtstheile bedeutend vergrössert, in seinem Bröss«
ten Umfange maass er 20 Zoll, Die Nähte waren gänzlich ge-
schlossen, E. legte Heftpflasterstreifen an und da er scrophulöse
Diathese vermuthete, so wurde Lebertihran gegeben; für Stuhl«
Sununarium d. Medieciu. 1838, 1. 23