350 III. Chirurgie und Ophthalmologie,
noch nicht zum Vorscheine gekommen. Am 15 Mai 1835 legte
E. den Hefipflasterverband auf den geschornen Kopf, verord-
nete Milchdiät, zum Frühstück Eichelkallee, empfahl häufigen
Genuss der freien Luft und liess alle zwei Tage ein lauwar-
mes Bad von Kreutznacher Mineralwasser mit Zusatz von Mut-
terlauge nehmen, um die schlaffe träge Haut wieder etwas in
Thätigkeit zu bringen, Der Verband wurde gut vertragen,
Schon nach drei Wochen war der Zustand des Kindes beden-
tend besser, es ward munterer und trug den Kopf länger auf-
recht, Der Schlaf war ruhiger bei geschlossenen Augenlidern,
Die Ernährung hob sich, die Haut bekam mehr Energie,
Mitte Juni wurde der Verband mit einem andern vertauscht,
Der Umfang des Kopfs hatte sich um einige Linien vermin«
dert, den 12 Juli beim Anlegen des dritten Verbandes betrug
er nur 39 Zoll, Als den 8 August die Heftpflasterstreifen zum
viertenmal erneuert wurden, zeigte sich die Fontanelle ganz
geschlossen, an der Stelle nur eine stärkere Vertiefung, wie
gewöhnlich; die Kopfknochen zeigten sich durchaus festz die
ersten Zähne erschienen ohne merkliche Congestion nach dem
Kopfe, Erbrechen trat nicht mehr ein, die Pupille war natür«
lich, der Blick frei. Aus Vorsicht wurde der fünfte Verband
angelegt. Ende Septembers war das Kind gesund, Der Um-
fang des Kopfs betrug jetzt 184 Zoll. Seitdem befand sich
das Kind immer wohl, Fünfter Fall. Am 4 Mai 1836
wurde ein viermonatliches Kind zu E. gebracht, um den Kopf
desselben zu untersuchen. Die Eltern hatten bereits vier Kin-
der an Kopfkrankheiten verloren, Das Kind war schlecht ge-
nährt, der Kopf nicht widernatürlich gross, gut geformt, die
Fontanelle nicht besonders weit geöffnet, die Kopfknochen von
ziemlicher Härte, Nur das ausdruckslose Vorsichhinstarren und
das öftere Erbrechen beim plötzlichen Erheben aus dem Bette
erregte Verdacht, E. wandte die Einwickelung mittelst Heft-
pflasterstreifen an. . Schon nach einigen Wochen zeigte sich gün-
stige Veränderung bei dem Kinde, es fing an muaterer um sich
zu blicken und zum ersten Male zu lächeln. Wegen Ungezie-
fers, das sich unter der Pflasterdecke gebildet hatte, musste
der Verband den 22. Juni erneuert werden. Oefterer Aufent-
halt im Freien, Ööfteres Waschen und sorgfältige Auswahl, der
Speisen hatten auch auf das Allgemeinbelinden günstig gewirkt;
das Erhrechen liess ganz nach. Kino dritter Verband wurde
noch angelegt, der nach anderthalb Monaten von selbst abfiel,
Vier Monate darauf suchten die Eltern von Neuem bei E. Hülfe.
Die Murter hatte das Kind fortgestillt, obgleich durch Kummer
und Nahrungssorgen ihre Gesundheit bedeutend gelitten hatte.
Bei dem Kinde hatten sich Mesenterialscropheln ausgebildet,
auf Kopfkrankheiten deutende Zeichen fehlten aber durchaus.
Das Kind wurde sogleich entwöhnt, die Diät regulirt und Le-