ML Chirurgie und Ophthalmologie. 349
den Sachen, Am 18 März war der Verband lose geworden
und wurde erneuert; der Kopf zeigte sich beinahe um einen
halben Zoll verkleinert. Die Zwischenräume zwischen den
Nähten waren nicht mehr zu fühlen und die grosse Fontanelle
hatte sich um die Hälfte geschlossen. Wegen Unwohlseyn der
Mutter musste das Kind entwöhnt werden, dessen ungeachtet
schritt. die Besserung fort und ohne krankhafte Erscheinungen
brachen die ersten Schneidezähne hervor. Mitte Mai wurde
der vierte Verband angelegt und nach 4 Wochen entlernt,
Während dieser Zeit hatten sich alle Symptome, die auf Was-
serkopf deuteten, ganz verloren. Der grösste Umfang des
Kopfes war jetzt 18 Zoll, die Fontanelle war ganz geschlos-
sen. — Die Zähne erschienen ohne bedeutend Unpässlichkeit.
Der Kopf des Kindes’ist jetzt gut geformt, die Sıirn jedoch
sehr hervorragend; der Umfang desselben gewöhnlich, die
Stelle der grossen Fontänelle ist noch deutliche vertieft zu
fühlen. Vierter Fall. Ein von einer hysterischen Mutter
geborner und gesäugter Knabe war die ersten Wochen nach
der Geburt wohl und gedieh sichtbar. Plötzlich indess fing
derselbe an abzumagern, die Extremitäten wurden welk, der
Bauch dick und gespannt, das Rückgrath fing an sich nach
hinten zu krümmen, das Kind litt an Rhachitis und Unterleibs-
scropheln. Drei Monate fortgesetzter Gebrauch von Leberthran
mit Bädern vom Kreutznacher Mineralwasser, verstärkt mit
Mutterlauge und Abgewöhnen von der kränklichen Mutter führ-
ten Besserung und scheinbare Genesung herbei. Das Kind
ward wieder gut genährt, alle Functionen erfulgten gehörig;
nur erschien der Kopf etwas grösser wie gewöhnlich, Das
Fehlen aller auf Kopfleiden hindeutenden Symptome liess den
Verdacht‘ auf drohenden Wasserkopf nicht aufkommen. Wie
sehr erstaunte aber E, als er das Kind nach einem halben
Jahre wiedersah. Schon seit mehreren Monaten hatte es unru-
hig geschlafen, war häufig mit Weinen aufgeschreckt, bohrte
den Kopf ins Kissen ein und erbrach sich oft ohne Ursache,
Alle diese. Erscheinungen, so wie die Abmagerung des Kör-
pers und das Unvermögen, den Kopf längere Zeit aufrecht
zu halten, waren dem Zahnen zugeschrieben worden. Der
Kopf schien in der letzten Zeit auffallend zugenommen zu ha-
ben, ‚der Umfang desselben betrug 19} Zoll, die grosse Fon-
tanelle war noch einen Zoll weit geöffnet, die Nähte von ein-
ander stehend; die Kopfknochen am Rande, wie bei Nenge-
bornen , leicht eindrückbar; die Form des Kopfes beinahe vier-
eckig, die Stirn weit hervorragend, die Augen tiefliegend mit
mürrischem Ausdruck, etwas schielend, die Pupille erweitert,
ihre Bewegung träge, der Körper, besonders der Hals, ahge-
magert. Die Temperatur des Kopfs war natürlich, die Ess-
lust stark bei grosser Hartleibigkeit ; die ersten Zähne waren