346. El. Chirurgie und Ophthalmologie,
Uebergiessungen nebst ‘andern Mitteln halfen nichts, das Kind
starb. Ein und ein halbes Jahr früher hatten die Eltern ihr
erstgebornes Kind während des Zahnens ebenfalls an Hydro-
cephalus acutus verloren, sorgfältig untersuchte daher E. den
Kopf des jüngsten halbjährigen Knabens, da er auch bei ihm
‚Anlage zu RBirnleiden vermuthete, diese Vermuthung war wirk-
lHch gegründet. Der Umfang des Kopfes in seiner weitesten
Circeumferenz betrug 174 Zoll, die grosse Fontanelle war über
einen Zoll breit geöffnet, alle Nähte aus einander stehend, ‘die
Kopfknochen dünn, an den Rändern leicht eindrückbar., Wäh-
rend ‚des Wachens trug das Kind den Kopf nie aufrecht, wel-
cher, nicht unterstützt, von einer Seite zur andern, besonders
nach hinten wankte, im Schlafe drückte sich der Hinterkopf
tief ins Kissen hinein, Das Kind hatte noch nicht gelächelt
und starrte mit erweiterter Pupille theilnahmlos vor sich hin,
DO't schreckte es mit Weinen und Schreien aus dem Schlafe auf,
während dessen die Augen nie ganz geschlossen waren. -Die
gewöhnlich gesunde Gesichtsfarbe wurde bei heftigen Bewegun-
gın blass und häufig erfolgte Würgen und Erbrechen ohne ga-
stiische Störung, Es waren noch keine Zähne erschienen, das
ül rigens wohlgenährte Kind wurde von der gesunden Mutter
noch gestillt. Indessen fiel die unverhältnissmässige Magerkeit
des Halses auf. Esslust und Leibesöffnung waren gauz gut;
der Unterleib weder unnatürlich dick, noch zusammengefallen,
— Mit Sicherheit konnte hier beginnender Hydrocephalus chro-
nicus angenommnn werden, E, machte daher einen Versuch mit
fest um den Kopf gelegten Heftpflasterstreifen, Am 30. Jan,
wurde der erste Verband angelegt. Der erste Streifen 4 Zoll
breit, umschloss den glatt abrasirten Kopf in seiner grössten
Circumferenz, der zweite Streifen bedeckte am Hinterhaupte die
untere Hälfte des ersten. So wurden fünf Streifen applicirt,
deren Enden sich auf dem obern und vordern Theile des Kopfs
kreuzten. Ein Drittel der Kopffläche blieb auf diese Weise
unbedeckt und wurde mit sich ebenfalls halbdeckenden Streifen
belegt, die von einem Ohre zum andern liefen. Sämmtliche
Streifen wurden beim Anlegen mässig stark angespannt. Arz-
neien wurden nicht verordnet, fleissiger Aufenthalt in freier
Luft und reizlose Diät bei fortgesetztem Gebrauch der Mutter-
milch empfohlen, Fleischbrühe, die das Kind schon eine Zeit-
lang bekam, wurde weggelassen. Den Verband vertrug das
Kind gut. Während der ersten yier Wochen zeigte sich im
ganzen Zustande keine auffallende Veränderung, Zu. Anfang
Februars war die Heftpflastermütze gleichförmig lose geworden
und musste erneuert werden, Nach und nach fing jetzt das
Kind an den Kopf leichter aufrecht zu tragen; der Blick verlor
den mürrischen Ausdruck und zum ersten Male zeigte sich Lä-
chela. Auch der Schlaf wurde rubiger, die Augen waren