Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

II. Materia medica und Toxikologie. 343 
114. Beitrag zur Kenntniss der Wirksamkeit 
der frischen Granatwurzelrinde gegen den Band- 
wurm; vom Med.-R. Dr. HexreLDer zu Sigmaringen, Unter 
den Vielen, gegen den Bandwurm gepriesenen Mitteln scheint 
keines so zuverlässig und mit geringerer Beschwerde für den 
Pat. das Ziel zu erreichen, als die frische Granatwurzelrinde, 
wie H. an sich selbst und an einer andern Kranken erfahren 
hat. Durch den Abgang einzelner Glieder und andere Zufälle 
von einer Taenia solium bei sich überzeugt, versuchte H, eine 
Abkochung von zwei Unzen trockner Granatwurzelrinde, wel- 
che mit 2 Pfund Wasser während 24 Stunden macerirt und bis 
zur Hälfte eingekocht worden war, Diese Arznei verursachte 
Uebelkeit und Kolikschmerzen , nachher einige Stuhlentlerungen, 
in welchen sich einige Stücke des Wurms befanden, Eine 
Woche darauf nahm H. eine auf gleiche Weise bereitete Ab- 
kochung von zwei Unzen frischer Granatwurzelrinde am Mor» 
gen nüchtern in drei Abtheilungen und in halbstündigen Zwi= 
schenräumen, Hierauf empfand er geringere Uebelkeit und we= 
niger Kolikschmerzen; bald folgten mehrere copiöse Stuhlgänge, 
deren erster den 13 Ellen langen zu einem Knäuel gewickelten 
Wurm enthielt. — Der andere erwähnte Fall betraf eine 30- 
jährige, an hysterischen Zufällen leidende Frau, welcher mehr- 
mals einzelne Bandwurmglieder abgegangen waren. Auch sie 
erhielt die Abkochung der trockenen Rinde, welche Erbrechen 
und mehrere von Kolikschmerzen begleitete Stuhlgänge bewirkte, 
worin sich einige Spulwürmer und ein einen Fuss langes Band- 
wurmglied befanden, Nach 14 Tagen nahm sie die aus der 
frischen Granatwurzelrinde bereitete Abkochung eben so, wie H. 
sie genommen hatte, Schon mit der ersten Stuhlentleerung 
wurde der 12 Ellen Jange Bandwurm in Form eines Knäuels 
ausgeworfen, Seit jener Zeit befindet sich die Frau wohl und 
auch die hysterischen Anlälle sind ausgeblieben, Prof. Dr. 
v7, Rapp in Tübingen, der die Taenia solium häufig behan- 
delte, wählte ‚stets das Decoct der frischen Wurzelrinde mit 
dem günstigsten Erfolge. Wie Rapp hatte auch H. den Baum, 
dessen Wurzelrinde er in beiden erwähnten Fällen anwandte, 
aus einem Gewächshause bezogen, ein Beweis für die Unrich- 
tigkeit der Annahme, dass die Wurzel des nicht im Freien ge- 
zogenen Baumes unwirksam sel. Aus beiden Fällen geht eben- 
falls hervor, dass die frische Wurzelrinde zuverlässiger wirkt, 
als die getrocknete. Nicht olıne Grund hat man entgegnet, dass 
die frische Wurzelrinde kostspielig und nicht an allen Orten zu 
haben sei. Hierauf lässt sich aber antworten, dass das Mittel, 
welches schnell und sicher heilt, wohlfeiler sei als dasjenige, 
welches 3 bis 10 Mal wiederholt werden muss, Bekanntlich 
kommt der Bandwurm nicht überall vor; wo er endemisch ist, 
müssen die Apotheker den Granatbaum bei Eintritt des Winters
	        
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