Fl, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 325
bewogen, sich krank zu melden. Im Krankenhause wurde das
Fieber heftiger und schon in der zweiten Nacht fing er an zu
deliriren. Nach Aderlass und wiederholt an Kopf und After
angelegten Blutegeln nebst innerlich gereichten Mucilaginosis,
remittirte zwar das Fieber mit den Delirien jedes Mal etwas,
doch entwickelte sich nach und nach Typhus abdominalis, der
so heftig wurde, dass übler Ausgang sehr zu fürchten war. Da
entstand am 30. desselben Monats plötzlich Geschwulst der rech-
ten Parotidengegend, die in Eotzündung und Kiterung überging
und am 8. Aug. geöffnet wurde, Nachdem nun viel Eiter und
ziemlich viel abgestorbenes Zellgewebe entleert worden war,
nahmen Delirien und Fiebererscheinungen bedeutend ab und Pat,
erholte sich rasch, obgleich er sich durch heimlich begangene Un-
mässigkeit einen bedeutenden Rückfall zugezogen hatte. Aus
Vorstehendem ergiebt sich, dass die Epidemie sehr milde auf-
trat und deshalb war auch selten directe Behandlung vöthig,
denn ohne Hülfe der Kunst fand die Zertheilung meist bis zum
7. oder 9. Tage Statt, wenn man äussere Schädlichkeiten nur
einigermaassen abhielt. Wo Spannung und Schmerz etwas be-
deutender waren, reichten doch auch darauf getragene Kräuter-
säckchen zur Heilung hin, Was aber die Zertheilung unge-
mein beförderte und einige Male sogar grössere Ausbildung des
Uebels hinderte, war ein in den ersten Tagen gegebenes Brech-
mittel. Aber auch gelinde Diaphoretica beförderten die Abnahme
der Spannung und des Schmerzes. Wo Fieber zugegen war,
gab der Verf. gleichfalls gelinde Diaphoretica, die bald kriti-
schen Schweiss und Genesung herbeiführten., Nur bei Wenigen
wo die Geschwulst sehr torpide und hartnäckig war, liess er Lini-
mentum volat, camph. einreiben, was die Zertheilung bald zur
Folge hatte. Die Behandlung von fast 100 Kranken ergab
dem Verf. Nachstehendes: aus dem ersten Auftritt des Uebels
und seiner stulenweisen Ausbreitung geht deutlich hervor, dass
dasselbe contagiös war, obgleich man durchaus nicht einsieht,
welches der Träger des Contagiums war, oder wie die An-
steckung vermittelt wurde, Ferner muss L, gegen die Meinung
Einiger, die behaupten „' das Uebel sitze nicht sowohl in den
Speicheldrüsen, als vielmehr in den überliegenden Bedeckungen
und Lymphdrüsen, anführen: 1) dass die Bedeckungen nicht
immer mitlitten und dass, wenn Unterkiefer und Zungendrüsen
allein ergriffen wurden, Mitleidenschaft der Integumente selten
vorkam; 2) dass man die Drüse meist vergrössert und hart
durchfühlte, was wenigstens bei den Unterkieferdrüsen immer
der Fall! war und auch meist in den Parotiden , sobald nur die
Spannung der Integumente etwas abgenommen hatte; 3) dass man
Lymphdrüsen nur bei wirklich Scrophulösen durchfühlte; 4)
dass, wenn auch nicht oft, doch bisweilen deutliche Störungen der
Function der Speicheldrüsen dabei vorkamen und wenn dies der