322 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Mitte des Monats wurde es heiterer, doch erst im letzten Drit«
tel traten wärmere Tage ein. Der Mai war kühl, regnaigt,
unfreundlich, was mit Ausnahme einiger warmer und heiterer
Tage im letzten Drittel, bis zum 1l. Juni anhielt, wo dann
bis zum 14, Juli heiteres, warmes Wetter folgte, wobei es
jedoch oft sehr windig war. Vom 14, Juli bis 6, Aug. regnete
es oft, dabei war es Abends und Nachts kühl, dann wurde es
aber heiter und sehr warm, Gegen Ende August’s wurde es
stürmisch und regnigt. Fast in der ganzen Zeit herrschten mit
wenigen Ausnahmen West- und Süd- West- Winde; erst im
Aug, stellte sich öfterer Ost- oder Süd-Ost- und nur einige
Male Nord- Wind ein. Was die Krankheitsconstitution betrifft,
go dauerte die Influenza, die den Winter so allgemein verbrei-
tet war, im April noch im mildern Grade fort, dann aber
herrschten besonders Catarrhe der Respirationsorgane, Angina
tonsillaris und Blennorrhöen der Conjunctiva bis Ende Juni vor,
darauf kamen mehr Intestinalcatarrhe vor und die’. rankheiten
wurden mehr gastrisch, was sich bis Mitte August’s zur spora-
dischen Cholera ausbildete, die in einzelnen Fällen so hefig
wurde, dass sie der asiatischen sehr ähnlich sah. Auch er-
schienen häufiger gastrisch-nervöse Fieber, In der zweiten Hällte
April’s, wo der Mumps so wenig in den Anstalten, als in der
Stadt oder der Umgegend beobachtet wurde, kamen die Schü-
ler aus den Ferien zurück, von denen ein Orphanus in Pritz-
walk an der Mecklenburgischen Grenze gewesen war, wo der
Mumps herrschte und woran auch Bruder und Cousin- litten,
als er von dort abreiste. In der Anstalt angekommen, fühlte er
schon einige Spannung und Schmerz beim Kauen und am an-
dern Tage war deutliche Geschwulst der Parotidengegend ein-
getreten, die jedoch nicht bedeutend wurde und schon am 5.
Tage sehr abnahm. KEinize Tage nach seiper Herstellung be-
kamen mehrere Orphani, die viel mit ihm verkehrt, ‚dieselbe
Krankheit, so dass noch, in den letzten 4 Tagen des April’s
6 erkrankten. Nun verbreitete sich das Uebel unter den Or-
phanis mehr, doch erst am 16. Mai erkrankte der erste Schü-
ier. Die Schüler wohnen nämlich abgesondert von den Orpha-
nis, besuchen aber mit ihnen die Schulen, Im ersten Monate,
vom 20. April an, beschränkte sich das Uebel also nur auf die
Wohnungen der Orphani. Im 2., nämlich vom 16. Mai an,
verbreitete sie sich erst unter den Schülern und es war bis da-
hin so wenig Jemand ‚auf dem so nahen Pädagogio, noch in
Stadt oder Umgegend davon befallen. Erst io den letzten Ta-
gen des Mai’s kamen einige Fälle in der Stadt vor und zwar
Anfangs nur bei Individuen, die auf dem Waisenhause die
Schule besuchten, demnach mit Orphanis und Hausschülern in
Berührung gekommen waren. Jetzt breitete sich aber das Uebel
in der Stadt bedeutend aus, so dass allein von Seiten der me-