318 IV. Gynäkologie und Pädiatrik:
bend stecliende Schmerzen und konnte sich kaum bewegen;
üuch das Perinäum war einige Linien tief eingerissen, K. war
ler Meinung, dass der schnelle Durchgang des Kindskopfes
durch .seinen Druck auf die nicht gehörig ausgedehnten Genita-
lien starke Quetschung derselben verursacht und so diese Ge
schwulst erregt habe. Sogleich wurden 12 Blutegel angelegt
und die Nachblutung längere Zeit unterhalten, dann kalte Fo-
mentationen von Essig und Wasser über die Geschwulst ges
macht, antiphlogistisch resolvirende Arznei verordnet; wie auch
für ruhige, horizontale Lage gesorgt. Bis zum dritten Tage
nahm die Geschwulst eher zu als ab und war für die Kranke
äusserst beschwerlich und schmerzhaft, : Da sie auf die kalten
Ueberschläge häufiges Frösteln bekam, und da durch den star“
ken Kälteeindruck die Lochien leicht unterdrückt werden konn»
tem, wurden etwas erwärmte Fomentationei von Goulardi«=
schem Wasser gemacht. Am vierten Tage wurden wieder 15
Blutegel angelegt; am sechsten Tage verlor die Geschwulst etwag
von der entzündlichen Spannung, war nicht mehr 80- schmerz-
haft und weniger heiss bei Berührung. ‚Nun wurden warme
mit Wein gekochte Umschläge verordnet, da zu befürchten war,
dass bei der enormen Ausdehnung der zellstoffreichen Scham-
lippe leicht gangränöser Process entstehen könnte; auch ent-
wickelte sich am 10. Tage ein Abscess mit übelriechender jau-
chigter Absonderung und unreinem Grunde. Bei dem täglich
zweimaligen Verbande mit reinem Terpentinöl bekam das Ge-
schwär bald ein reineres Ansehen, es erzeugten sich Granulatio=
nen mit gutem Eiter und bei dem ferneren Verbande mit Balsı
arcaet erfolgte die Meilung binnen 14 Tagen, die Geschwulst
nahm immer mehr ab und io 4 Wochen war die Frau voll-
kommen hergestellt, [Med, Corresp.-Bl. d. würt. ärztl. Vereins.
Bd, VIII. Nr. 17.]
134. Künstliche Frühgeburt;z vom Kreis-Chir,.
SevLen in Jülich. Eine 32jährige Frau von kleinem, aber
starkem Körperbau und durch Rhachitis sehr verkrümmt befand
sich. in der 31. Woche ihrer dritten Schwangerschaft. Die
zwei früheren Eotbindungen waren durch Zerstückelung des
Fötus oder Perforation bewirkt worden. Die Beckenweite be-
trug ungefähr 23 bis 3 Zoll in der Conjugata, das Promontorium
des Heiligenbeins war sehr nach der Axe des Beckens geneigt,
der‘ Ausgang des Beckens nach allen Seiten ungefähr 4 Zoll im
Durchmesser, so dass man ohne alle Schwierigkeit in das kleine
Becken eingehen und den Muttermund zur Einbringung eines
Pressschwammes oder eines Instrumentes zum Eihautstich ba
quem erreichen konnte. Der Kopf lag mit der Stirn vorn auf
den Schambeinen und konnte so nicht in das kleine Becken
herabrücken, obgleich, wie es sich später fand, sein grösster
Drirchmesser von der Stirn bis zum Hinterhaupte 34 bis 32 Zoll