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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
in ihren Umgebungen Entzündung und Eiterung erzeugt, der
Eiter irgendwo sich einen Weg nach aussen balınt und auf die-
sem der mehr oder weniger aufgelöste Fötus ganz oder theil-
weise zu Tage gefördert wird. MNur Ausnahmsweise findet
man diesen Ausgang bei Schwangerschaften der Eierstöcke und
Fallop"”schen Röhren, doch kann er, so bald durch die zu
verschiedenen Zeiten vorausgegangenen KEntzündungszustände
Verwachsungen mit nahen Organen und Pseudomembranen um
sie herum sich gebildet haben, vorkommen, Julia sah z. B,
die Knochen des in der linken Trompete enthaltenen Fötus
durch den Mastdarm abgehen, Am häufigsten findet man jedoch
diesen Vorgang da, wo die Frucht. ihre Bildungsstätte gleich
zu Anfange im Unterleibe erhielt. Kleine Frostanfälle, Bren-
nen in Handtellern und Fussaohlen, Nachtschweisse , kurz, die
Erscheinungen der Lenta mit den meist auf eine kleine Stelle
beschränkten Schmerzen bezeichnen den beginnenden KErwei-
chungs- und Eiterungsprocess, in dessen Folge zwar die Müt«
ter oft bis zum Skelett abgezehrt und durch die unglaublichsten
Zerstörungen im Innern dem Tode nahe gebracht, doch aber
erhalten und dem Leben, ‚selbst mit der Fähigkeit zu empfangen
und zu gebären, wiedergegeben werden können. Beispiele
finden sich von Bönisch, Colmann, Cohen und Harder.
— I. Was ist zu thun, um den unglücklichen
Ausgang zu verhüten? Es wurde oben angegeben, dass
bei diesen Schwangerschaften alles Heil für die Mutter ‚auf dem
zeitigen Absterben der Frucht beruht und man würde demnach,
wenn die Natur auf dem unpassenden Boden den Bildungspro-
cess fortsetzen sollte, mit allen zu Geboten stehenden Kräften
dahin wirken müssen, ihn zu beschränken, zu vernichten. Der
Versuch dazu ist, sobald man die Endresultate für Mutter und
Kirpd bei dieser verfehlten Richtung der Generation genau er«
wägt, nicht nur muthvoll zu wagen, sondern er wird selbst
von der Pflicht im gleichen Grade geboten, als es verbrecherisch
wäre, irgend etwas, aus welchem Grunde es auch sei, ge-
gen die Entwickelung der Leibesfrucht im Uterus selbst zu un-
ternehmen. Gelänge es aber, ein Mittel zu finden, durch das
unter den genannten Umständen dem organischen Bildungspro-
cesse Stillstand geboten werden könnte, so würde man diese
Estdeckung zu den segensreichsten zu zählen haben. Da jedoch
ein dergleichen specifisch wirkendes Mittel noch fehlt, so. ver-
suche man 1) die Kälte, Was lebt bedarf zur Erhaltung
der Wärme und dauernde Entziehung derselben zerstört selbst
den organischen Bau. Bei der Zeugung steigert sich die Wär-
meentwickelung stetiz und selbst bei Befruchtung der Pflanzen
kann man sie am Thermometer wahrnehmen. Man benutze
also zur Erreichung des in Rede stehenden Zwecks die Kälte,
Man lege mit Eis, Schnee oder Kälte erzeugenden Mischungen