294 Il, Materia medica und Toxikologie,
Wurzel und noch den Vorzug haben, dass man sie mehrere
Jahre, ohne dass sie an Wirksamkeit verliert, aufbewahren
kann. Versuche müssen darüber entscheiden und es wäre wohl
der Mühe werth, sie vorzunehmen, Die Schaale der Frucht
scheint übrigens für den in Rede stehenden Zweck ganz nutz-
los, wie schon der Geschmack ergiebt, Denn das widerlich-
aromatisch Bittere, was die Wurzel enthält, fehlt ihr ganz,
Sie scheint dem Geschmacke nach, nur adstringirende Stoffe zu
enthalten. — Die Form, in der man das Mittel gab, war
meist das Decoct der trockuen Rinde. Die frische Rinde wurde
nur Anfangs von Buchanan, Breton und Gomez und spä-
ter. von einigen Franzosen angewendet, ja Merat erklärte die
frische Rinde nur allein für wirksam. Meist scheint man aber
die getrocknete Rinde gebraucht zu haben. Letztere wird auch
wohl die am meisten gebrauchte seyn müssen, da es besonders
bei uns schwer halten würde, die frische Rinde, vorzüglich
aber zur günstigen Jahreszeit, bereit zu haben; auch haben
Analysen keinen bedeutenden Unterschied zwischen frischer und
getrockneter Rinde nachgewiesen. Der Unterschied zwischen
beiden wird wohl für uns von keinem Werthe seyn. Ja Bre-
ton und nach ihm Gomez fanden die trockne Rinde kräftiger,
als die frische und reichten sie daher in geringerer Dose als
letztere, Das Decoct wurde gewöhnlich mit Wasser und nur
von den Alten mit Wein bereitet. KErst neuerlich liess Jut-
mann ein weiniges Decoct machen und glaubt, dass es nicht
allein weniger Beschwerde, namentlich Kolik, errege, sondern
dass es auch wirksamer sei. Doch abgesehen davon, dass vom
spirituösen Gehalte des Weins bei einem Decoct von 4 Pfund
Wein auf 14 Pfund wohl wenig mehr die Rede seyn kann, ist
auch nach Oberdörffer’s Mittheilung der Harzgehalt so ge-
ring, dass deshalb Behandlung der Rinde mit Wein oder Wein-
geist wohl wenig nützen dürfte. Die Rinde muss lange ge-
kocht werden, da das Decoct durch längeres Kochen bedeutend
kräftiger wird... Gut ist es auch, die Rinde vorher die Nacht
durch maceriren zu lassen, wie.es zuerst Bourgeoise rieth,
wodurch die auflöslichen Substanzen gewiss noch besser ausge-
zogen werden. Diese Methode hat der Verf. in den beiden
letzten Fällen ebenfalls angewendet und glaubt sie empfehlen
zu können, ‘Latour de Trie reichte ein Mal, als das
Decoct der Rinde nur sehr langsam wirkte, ein Infusum,
das er bis zur Essiggährung hatte stehen lassen: ein sehr un-
sicheres Verfahren, das wuhl kein deutscher Arzt nachahmen
wird, Eher könnte noch Ferrus’s Rath, das Decoct 2 Tage
fermentiren zu lassen, wo er es dann wirksamer fand, nach-
geahmt werden. MNächsıdem wandten Breion, Gomez,
Wolft, Köstler, Osann u. A. die Pulverform an. Die
beiden ersten fanden aber, dass das Pulver milder wirke, ja