288 Il. Materia medica und Toxikologie.
dem Zusatze desselben gingen mehrere einzelne Glieder lebend,
sowohl mit dem Stuhlgange, als im Gehen und Stehen ab. Hier-
durch in der Diagnose sicher, liess R. Pat. einige Tage strenge
Diät halten, Abends 1 Unze O2. Ricint und am Morgen dar«
auf das Decoct der Granatwurzelrinde nehmen. Nach der zwei=
ten Portion ging der Wurm mit dem Kopfe in einem Knäuel
ab. Er war ebenfalls durchsichtig weiss, und im Weingeist
hat sich die weisse Farbe noch erhalten. Es war eine Taenia
soltum. Das Mittel verursachte aber heftigere Reactionen. Es
erfolgte mehrmaliges Erbrechen, aber erst nach der dritten Gabe,
welche Pat. noch nahm, obgleich der Wurm schon entfernt war,
Die Zahl der Stuhlgänge war 8—- 10. Seitdem befand sich der
Mann völlig. wohl. 3) Ein Dienstmädchen klagte R; dass sie
seit einem halben Jahre an Bandwurmzufällen leide. Nachdem
sie seit Weihnachten Unwohlseyn gefühlt hatte, waren zuerst
um Fastnacht Glieder des Wurmes abgegangen. Als sie später
ausser Dienst auf dem Lande bei einer Verwandtin war, rieth
ihr diese zu einer Cur, die auch guten Erfolg hatte. Sie musste
nämlich 3 Tage hinter einander des Morgens nüchtern ein Stück
Schwarzbrod und so viel geriebene gelbe Wurzeln geniessen,
als sie hinunterbringen konnte, und jedes Mal darauf einige
Mercurialpillen nehmen. Hierauf gingen mehrere Ellen Band-
wurm ab, ob aber der Kopf dabei gewesen sey, war nicht zu
ermitteln. Die Wurmzufälle Hessen nach, und es zeigte sich
lange keine Spur eines Wurmes. Nach und uach aber stellten
sich die gewöhnlichen Beschwerden wieder ein, welche beson-
ders in heftiger Kolik und Wasserbrechen bestanden. Um zu
erfahren, ob noch ein Bandwurm vorhanden sey, gab R. die
obige Latwerge mit Sem. Santon. und Rheum. Es erfolgte
mehrmaliger Stuhlgang, aber ohne Wurmglieder. Da bei dem
vorigen Falle die Ag. Laurocer. den Abgang einzelner Glieder
veranlasste, gab sie R. auch neben der Latwerge. Durch diese
Mittel wurde ein einen halben Finger langes und ungefähr eine
Linie breites Stück, mehrere kleine Glieder enthaltend, ausge-
leert. Wegen der Dünn- und Zartheit des Stücks vermuthete
R., dass nur der Hals des Thieres noch‘ vorhanden sey; es
würde daher schwierig seyn, diese zu entfernen. Dennoch liess
er die Pat, am 27, Juni Abends das Ol. Ricini, und am 28.
Morgens nüchtern das Decoct nehmen. Schon ig der Nacht er-
folgte mehrere Male Stuhlgang, das Decoct erregte keine be-
deutende Uebelkeit. ‘Am Tage erfolgten noch häufige Stuhl-
gänge, aber keine Spur eines Wurms, bis Abends in dem letz-
ten Stuhlgange sich mehrere abgerissene Stücke eines Band-
wurms fanden Die ganze Quantität füllte kaum einen Fin-
gerhut, denn die einzelnen Stücke waren so zart, dass die
breitesten Glieder kaum eine Linie breit,- die zartesten eis
nen Zwirnsfaden dick waren, Es fand sich aber kein Kopf.