262 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
tastase oder Ausgang des Nervenfiebers zu nennen und auch S,
musste diese Bezeichnungen wählen. Doch ist das Verhältniss
wirklich ein solches? Waren nicht vielmehr.die Erscheinungen
des Nervenfiebers eher Folge, als Ursache des gleichzeitigen
Krankheitsprocesses? — Im ersten Falle war die Abscedirung
im Mittelfleische von vorn herein durch Schmerzhaftigkeit des
Unterleibes und Diarrhöe, später durch Urinbeschwerden ange-
kündigt und es bestand gewiss vom Beginn der Krankheit her
Entzündung in den Häuten des Darmkanals selbst, oder in des-
sen Nachbarschaft an einem Orte, der nur darum nicht näher
erwiesen werden konnte, weil Pat. genas und Anschauung der
betreffenden Theile daher verhindert war. Im zweiten Falle
kann man über das ursprüngliche Leiden des Theils, der spä-
ter Lähmung bedingte, nuch weniger zweifeln, weil sich die
Symptome einer Alfection des Rückenmarks, oder der angren-
zenden Theile des Hirns so unverkennbar durch die ganze Krank-
heit zogen. Dass sich auch hier Art und Ort des pathologi-
schen Vorgangs nicht bestimmen lässt, liegt theils in Unvoll-
kommenheit der Symptomatologie der Krankheiten dieser Organe,
theils in demselben Umstandey der beim ersten Falle in An-
schlag kam. Ist daher auch zufällizes Zusammentreffen des
Nervenfiebers mit der zweiten Kraukheit nicht anzunehmen,
weil dies zu ausserordentlich erscheint und dieselben sich oifen-
bar gegenseitig bedingten; ist ferner eben so wenig denkbar,
dass der asthenische Character des Fiebers vielleicht nur Effect
der Behandlung war, stellte vielmehr das Fieber sehr bestimmt
die Formen des s. g. Typhus abdominalis und im zweiten
Falle des Typhus cerebralis dar, so hält sich der Verf. doch
überzeugt, dass der Character des Fiebers Folge der andern
Krankheit war und derselbe vielleicht nur darum sich entwi-
ckelte, weil die genannten Processe in der nächsten Sphäre des
Ganglien-Nervensystems, im letzten Falle in der des Hirns und
Rückenmarks- vor sich gingen. Warum dies nicht immer ge-
schieht , vielmehr mancherlei Uebel in diesen Theilen vorkom-
men, ohne Nervenfieber hervorzurufen, und welche letzte Be-
dingung für Entwickelung des nervösun Characters hinzutreten
muss, Ist für jetzt noch zweifelhaft, doch dass ein solches Ver-
hältniss eintreten könne, ist wohl gewiss, Der Verf, hat meh-
rere Fälle beobachtet, ‚wo ursprünglich ein anderes Hirnübel
zugegen war, oder sich entwickelte und die Krankheit mit al-
len. Symptomen eines Nervenfiebers weiter verlief. Kin Pat.
kam mit Rheumatismus acutus in Behandlung, es trat Ver-
setzung des Rheumatismus nach dem Nacken ein und Pat. klagte
über die heftigsten Schmerzen im Hinterhaupte, bald darauf
kamen Delirien uod die characteristischen Symptome eines Ner-
venfiebers zum Vorschein, das von nun die ganze Krankheit
ausmachte und gegen Eude der dritten Woche tödtlich endigte.