260% Pathologie, Therapie und medicinische Kilink,
Diarrhöe eintrat, ohne sichtliche Besserung herbeizuführen, so
wurde Aqua oxymuriatica, später Mixtura sulphurico-acida
gereicht. Diese Mittel beschränkten zwar die Diarrhöe, die
Krankheit aber erreichte: den 14 Tag ihren höchsten Grad, in
welchem sie einen Zyphus cerebralis gravior darstellte, Der
Puls war zitternd, sehr klein und schwach, in der Frequenz
von 120 Schlägen; die Betastung der trockenen, spröden Haut
erregte das Gefühl des Calor mordax, die Zunge, die Zähne
und Lippen waren mit trockenen, braunen Krusten belegt, der
Kranke lag in Sopor da, und jeder Versuch, ihn zu erwecken,
war vergeblich. Leichtes Zucken der Gesichtsmuskeln und der
Flexoren der Finger, Zittern der Glieder, unobewusste Entlee-
rung der Kxcremente, Decubitus sprachen für das tiefe Krgrif-
fensein des Nervensystems; allein auch jetzt blieb der Appetit
gut, der Unterleib dnrchaus frei, was man aus dem Collapsus
desselben und der Abwesenheit des Schmerzes beim Drucke
schliessen konnte, Unter diesen Umständen ging S. von einem
Infuso Valerianae mit Arnica bald zum Camphor mit _4dm-
monium carbonicum über. Bei diesen Mitteln traten zwar ieb-
haftere Congestionen gegen den Kopf ein, welche durch kalte
Umschläge beschränkt werden mussten; allein auf den Puls
schienen sie durchaus nicht zu wirken, der Collapsus zeigte
sich immer auffälliger, so dass die stärksten Reizmittel ange-
zeigt schienen, S. verordnete daher die Serpentaria, später den
Moschus in entsprechenden Dosen. Hierbei begann mit dem
Anfange der vierten Woche die Besserung. Mit dem Nachlasse
des Fiebers , der Zunahme der Kräfte und der Rückkehr des
Bewusstseins traten die oben angegebenen Zeichen eines Lei-
dens des Rückenmarks wieder stärker hervor, jedoch hatte sich
das Zittern zu einem höheren Grade von Lähmung entwickelt,
und die Geisteskräfte selbst waren geschwächt. Die Sprache
war fast ganz unverständlich, das Leiden der Geisteskräfte
sprach sich als ein minderer Grad von Moria aus. Das Gesicht
hatte den Ausdruck eines einfältigen Lachens, die Erinnerung
früherer Verhältnisse schien fast ganz verschwunden, und sein
Begehren erstreckte sich. fast nur auf Speise, die er sehr reich-
lich und begierig zu sich nahm. Dabei konnte er seine Lage
im Bette nicht selbst verändern; die Füsse höchstens etwas
nach der Seite schieben, die Arme unter Zittern kaum bis zum
Munde bringen, und den Kopf nicht allein anfrichten. Dessenun-
geachtet war er im Stande # den Stuhlgang und den Urin an sich
zu halten, auch das Gefühl war an keinem Theile des Körpers
geschwächt und die Reproduction nicht im Geringsten gestört,
Nicht allein der Decubitus heilte schnell, auch die Ernährung
schritt sichtlich fort, jedoch blieb die untere Hälfte des Körpers,
besonders die unteren Extremitäten, unverhältnissmöässig gegen
die.obere Hälfte zurück. So befand sich Pat, um die Mitte des