20 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
heftigen Fieber ergriffen, das als Zehrfieber erschien, Zu den
Nierenschmerzen fand sich ein marterndes Brennen, welches von
der Magengrube durch den Schlund bis zum Munde aufstieg,
als wenn die Speiseröhre und der Magen ganz wund wären.
Aeusserst abgezehrt und erschöpft brachte Pat. 30 Tage sehr
qualvoll hin, bis er am 2, Sept. starb. Die Section ergab Fol-
gendes: Der Körper war sehr abgemagert, der Bauch eingefal-
len, der Magen von Luft ausgedehnt, der Zwölffingerdarm ei«
nen Zoll vom Pylorus entfernt iu einer zolllangen Strecke bis
zum Lumen einer Schreibfeder verengt; die Nieren mit den Ober-
hieren zu einer Masse verwachsen, zwei Mal grösser, als im
normalen Zustande, beim Drucke schwappend, in der Höhle je-
der Niere 12 Loth von schmutzig-weissem, flüssigem, stinken-
dem Eiter; ihre Substanz zum Theil entartet, derb; in der lin-
ken Niere auch ein bohnengrosser Stein mit einer braunschwar-
zen und einer kreideweissen Lage übereinander. Die Urethe-
res erweitert, mit dem Niereneiter gefüllt, die Harnblase von
Urin und Eiter ausgedehnt. — Das Rückenmark enthielt zwi-
schen ‚seinen Häuten an den Rücken- einige Drachmen, an den
Lendenwirbelbeinen über 2 Loth gelbliches Wasser. An der
Stelle des Knochenbruches waren die Rückenmarkshäute derber,
dicker; das Rückenmark selbst bis zur Grösse einer kleinen
ovalen Nuss angeschwollen , seine Substanz derb, sonst unver=
ändert. An den vierten und fünften Lendenwirbelbeinen fand
sich die Narbe eines verwachsenen Knochenbruches, welche in
schiefer Richtung durch den rechten oberen schiefen Fortsatz
des fünften Lendenwirbels in den unteren: rechten schiefen Fort-
satz des vierten Lendenwirbels gerade an der Gelenkfläche bei-
der Fortsätze zu dem linken unteren schiefen Fortsatze des vier-
ten Lendenwirbels verlief, und an dessen linker Seite des Kör-
pers, nahe an seiner unteren Gelenkfläche, endete. Dieser Bruch
wurde durch compacte, weissere Knochenmasse grösstentheils
ausgefüllt, hinterliess jedoch hin und wieder kleine Lücken,
An der rechten Seite des Körpers vom fünften Lendenwirbel
war so viel Knochenmasse bei der Vernarbung angesetzt, dass
der Körper dieses Wirbelbeines an dieser Seite länger wurde,
als auf der linken, eine schiefe Gelenkfläche erhielt und bei sei-
per Verbindung mit dem Kreuzbeine dem ganzen Rumpfe die
nach links hängende Haltung verursachte. Die Gelenkfortsätze
beider Wirbelbeine wurden durch wulstige Knochenmasse or-
ganisch fest vereiniget und bildeten nach ein- und auswärts
mehrere rauhe Stellen, Die innere Fläche des Körpers vom
vierten Lendenwirbelbeine hatte an der linken unteren Seite
eine Haseloussgrosse Vertiefung , welche durch einige scharf-
schneidende Knochen-Lamellen in mehrere ungleiche Zellen ge-
sondert wurde, Kine ähnliche Vertiefung zeigte auch die in-