250 IV. Gynäkologie und Pädiatrik,
treten auch gewisse krankhafte Erscheinungen ein, die sich
jedoch weniger durch Störungen in den Functionen des ganzen
Nerven- und animalen Systems, als vielmehr durch topische,
von den betheiligten Organen unmittelbar ausgehende Alfectio-
nen verrathen. Das erste, qualvollste und bis zum Augen-
blicke der Entscheidung andauernde Symptom ist Schmerz, der,
mehr oder weniger in einer Seite anfangend, sich nach dem
Schenkel derselben Seite, nach Mastdarm und Harnblase herab-
zieht und meist mit Verstopfung und Harnstrenge verbunden
ist. Zuweilen steigert sich dieser Schmerz so, dass die Schwan-
gere plötzlich und unwillkührlich im hohen Discant aufschreit,
Mit Eintritt der Schmerzen ändert sich auch die Physiognomie
auffallend: in jeder Miene, in jedem Gesichtszuge spricht sich
tiefes Ergriffensein des Körpers aus, das man ın der Art nur
bei denen wiederfindet, die am weit vorgeschrittenem Gebärmut-
terkrebs leiden. Die Periode bleibt aus, dagegen geht täglich
durch die Scheide etwas blutiger Schleim ab, ja es kann sogar
wechselnd unter wehenartigen Empfindungen eine grössere Menge
Bluts auf diesem Wege ausgeschieden werden, Der Uterus ver-
grössert sich und die Querspalte des Orificium uteri externum Ver-
wandelt sich in eine runde Oeffaung, doch aber bleibt jener in der
Entwickelung gegen die Auftreibung des Unterleibs , so bald die
Schwangerschaft bis über den vierten Monat hinaus währt, zurück.
Allmählig schwillt dann auch die eine oder die andere Seite,
mehr nach unten oder oben zu, an, welche Geschwulst man
durch die äussere, so wie durch die innere Untersuchung durch
Scheide und Mastdarm, nachdem man letzteren zuvor durch
ein reizendes Klystier entleert und mitielst eines narcotischen
erschlafft hat, entdecken kann, Um diese Zeit, wo Fötus und
nächste Umgebungen an Volumen wesentlich zunehmen, also
ungefähr gegen den 4. Monat, steht dem Arzte auch die Aus-
cultation zur Sicherstellung der Diagnose zu Gebote, Wie be-
kannt wurde zuerst von Kergerandec das Stethoscop in Be-
zug auf Schwangerschaft benutzt und von ihm bei wiederholten
Nachforschungen das doppelte Geräusch im Unterleibe der
Schwangern wahrgenommen. Seine Beobachtungen wurden von
Bouillaud, Paul Dubois, Haus, Hohl u. A. bestätigt
und so erhob sich dies Zeichen, namentlich das Tic-Tac-Ge-
räusch — der dikrotirende Pulsschlag— zu einem pathognomischen
Zeichen der Schwangerschaft und des Lebens des Fötus. Hörte
man also die Herzschläge desselben an ungewöhnlicher Stelle
des Bauchs, dagegen das Placentar-Blasen deutlicher, als ge-
wöhnlich, oder gar nicht, stünde damit die Vergrösserung des
Ut«rus nicht im gleichen Verhältnisse und zeigte sich der Nabel,
auf welche Erscheinung Heim aufmerksam machte und die
auch bereits von Koner wiederrefunden worden ist, eingezo-
gen, so würde man nicht mit Unrecht auf Graviditus avtrau-
terina schliessen dürfen. Endlich möchte M. noch anf ein Zei-
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