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IV. Gynäkologie und Pädiatrik,
füglich in dieses eindringen und sich eine Höhle bilden, das
Ostium uterinum der Muttertrompete dagegen, bei enorm ge-
gteigerter Productionskraft , völlig verwachsen, somit an dieser
Stelle eine organisirte homogene Masse , wie sich das im oben
erzählten Falle am Ostium abdominale verhielt, entstehen und so
zu der von Albers, Breschet, Hederich, W. Schmitt
u. A. angenommenen Greaviditas in utert substantia , Gravidi-
jas interstitialis , Veranlassung geben. Nur so Jässt sich un-
gezwungen erklären, wie das Ei in die Substanz des Uterus
gelangen könne, Oder giebt es dafür einen andern und geeig-
neteren Weg? KEiwa den aus der Höhle? Wohl kaum; denn
ist das Ei einmal bis in diese gekommen, SO findet es alle Be-
dingungen und namentlich auch Raum zur ungestörten Eatfal-
tung. Am bezeichneten Puncte der Tuba fehlt aber derselbe
allerdings und es kann daher beim Wachsen des Eies die Sub-
stanz auf der einen Seite eben so gut verdrängt, als auf der
andern vermehrt werden, wie man dies bei Schwammgewächsen
und Aneurysmen täglich beobachtet, Eben so wenig möch’e M.
das von Vielen angenommene Vorkommen einer Schwanger-
schaft der Mutterscheide billigen. So viel er auch darüber gele-
sen, hat er doch nur einen derartigen Fall auffinden können.
M. zweifelt keineswegs an der Wahrheitsliebe des Beobachters,
aber irren können alle, Warum sollte auch das Ovulum, wenn
es den für dasselbe von der Natur bestimmten Fruchtboden ein-
mal berührte, nicht in ihm wurzeln und in die äusserste Schicht
desselben in die Membrana decidua, nach Breschet und
Velpeau, sich beiten? Würde es wohl den Hals des Uterus,
der um diese Zeit mit zäher, gallertartiger Substanz angefüllt
ist, füglich passiren können? Und dürfte es, in der den äus-
sern Einflüssen schon so zugänglichen Scheide angelangt, dann
auch noch Keimungsfähigkeit genug besitzen? M. zweifelt
daran. WUebrigens würden solche Schwangerschaften, fänden
sie sich wirklich vor, nicht zu den mirakulösen gehören, wie
dies doch wirklich der Fall ist, denn Busch, Carus, Jörg,
Kilian, v. Siebold u. A: beobachteten sie noch nie. Auch
von secundären Schwangerschaften spricht man. Obgleich der
normal oder krankhaft gebildete Uterus zerreissen und der Embryo
an einer andern, als an seiner Bildungsstelle gefunden werden
kann, so hört doch mit Veränderung seiner Lage auch die Ernäh-
rung auf und man kann daher nicht mehr, wie Heim sehr richtig
bemerkt von Schwangerschaft sprechen , weil diese immer etwas
Actives im weiblichen Körper bezeichnet. Oder soll man der
Aeusserung Clark e’s und Sims’s, dass das bereits adhärent ge-
wesene, doch von seiner Verbindung getrennte Ei sich aufs Neue
ansaugen und fortbilden könne, glauben? Der Einsicht nach,
die man jetzt in die Entwickelungsgeschichte des Kis und Em-
bryo’s hat, muss man dies entschieden verneinen. So bald nuo
das El’chen an eiuer der genannten abnormen Stellen wächst,