Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

18 1 Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
verwundet, die beiden Wirbelbeine von einander gerissen und 
schief gebrochen, nur an einigen Muskel- und Bändertheilen zu- 
sammenhängend; der linke Schenkelkopf aus dem Pfannenge- 
jenke und die linke Kuiescheibe aus ihrer Lage verschoben. 
Die den Umständen angepasste Einrichtung der Verrenkungen 
und Brüche und ein zweckmässiger Verband, nebst den ange- 
messenen Arzneien, hatten den Kranken in sechs Wochen so 
weit hergestellt, dass er mit Hülfe eines Menschen und zweier 
Krücken das Bett verlassen konnte. Die Schwefelbäder in Ba- 
den bekamen ihm so wohl, dass er die Krücken bald mit ei- 
nem einfachen Stocke vertauschen konnte, und sich im Ganzen 
wohl befand. Ein Jahr nach dem Falle verheirathete sich der 
Mann. Mit zwei Frauen zeugte er fünf gesunde Kinder, Seine 
Gesundheit war 22 Jahr lang wenig getrübet. Der ein wenig 
steife, nach der linken Seite hängende Körper, manchmal einige 
Verdauungsbeschwerden, und beim Niesen, Husten, grösserer 
Körperanstrengung flüchtige Stiche nach dem Laufe des linken 
Hüftnervens — diess waren die Erscheinungen, welche von dem 
überstandenen Falle übrig geblieben waren. Nach einem im 
50. Jahre überstandenen Nervenfieber kehrte aber, der schnel- 
Jen Erholung der Kräfte ungeachtet, seine Gesundheit nicht wie- 
der. Zu den nun häufigeren Verdauungsbeschwerden fand sich 
ein Magenschmerz mit plötzlichen Ohnmachten ein, welche nach 
dem Genusse warmer Flüssigkeit bald aufhörten, 'oft aber ohne 
Veranlassung wieder erschienen, Ein Jahr darauf wurde, der 
Urin des Mannes einige Mal schwärzlich gefärbt und war mit 
vielen, darin schwimmenden häutigen Flocken gemengt. Bald 
darauf fühlte Pat. stechend-brennenden Schmerz in der grossen 
Zehe des rechten Fusses, welcher nach dem Laufe des Waden- 
und Hüftnervens bis zur Rückensäule stieg, am Rücken des 
Fusses, am Kopfe des Wadenbeines und am grossen Hüftaus- 
schnitte heftige, zwei bis fünf Minuten anhaltende Verschlim- 
merungen, denen eben so lange Nachlässe folgten, verursachte, 
bis zur gänzlichen Beendigung acht bis neun Stunden dauerte, 
und mit ein- bis zweimaligem Erwachen endete. Während ei- 
nes solchen Paroxysmus war Pat. sehr unruhig, sein Puls we- 
nig beschleunigt, härtlich, zusammengezogen, klein, die Haut 
weich, nass; der Mund trocken und heiss, der Durst heftig, olt 
unlöschbar; der Bauch meteoristisch ausgedehnt; die Urin- und 
Darmausleerung unterbrochen, die Schenkelmuskeln in zitternder 
Bewegung. Diese Krankheit hatte unregelmässigen , intermitti- 
renden Typus und ihre Anfälle kehrten im Winter, bei schlech- 
ter Witterung, nach Gemüthsbewegungen alle zwei bis sechs 
Tage, im Sommer aber, bei schönem Wetter, bei ruhiger Le- 
bensart alle 10 — 12 Tage bald heftiger, bald milder zurück. 
In den vollständigen Intermissionen welche jedes Mal den Au-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.