Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

Il. Chirurgie und Ophthalmologie, 231 
der Berührung; es zeigte sich Vebelkeit, Neigung zum Erbres 
chen, Stuhlverstopfung, ein gereizter Puls von 100 Schlägen, 
Der Regimentsarzt Dr. Berndt verordnete, in der Meinung, 
dass der im Unterleihe befindliche Hoden nach dem Scrotum 
herabsteigen wolle, und dass er vielleicht und mit ihm eine 
Darmschlinge eingeklemmt und gequetscht werde, Rückenlage, 
Blutegel und kalte Umschläge auf die Geschwulst, Oleum Ri- 
cini und eröffnende Klystiere, worauf nach 12 Stunden Leibes- 
öffaung erfolgte, Hierauf hörte die Neigung zum Erbrechen 
plötzlich auf, Geschwulst und Schmerz schwand nach vier Ta- 
gen und Pat, wurde, nachdem er noch 10 Tage beobachtet 
worden war, mit einer Retentionsbinde versehen, entlassen. — 
Doch schon am 27. März kehrte derselbe, nachdem er während 
des Gottesdienstes ohne äussere Veranlassung (ob in Folge von 
Erkältung oder zu festen Anzugs?) heftige Leibschmerzen be- 
kommen hatte, unter denselben nur heftigeren Erscheinungen 
wieder ins Lazareth zurück. Die Geschwulst hatte eine noch 
grössere Ausdehnung, ihre grösste Höhe war ungefähr 3 Zoll 
üher dem hinteren Leistenringe. Uebrigens stellte sich von Zeit 
zu Zeit heftiges Erbrechen mit kurzer Linderung der Schmer- 
zen ein, die Unruhe des Kranken war 87088, der Puls äusserst 
frequent. Zweimaliges Aderlassen und zwei Mal 25 Blutegel, 
warme Umschläge, Bäder, Calomel, zweistündlich zu 3 Gran 
vier Tage gebraucht, Emulsionen , Ricinusöl, Salzabführungen, 
erweichende und dann reizende Klystiere mit Honig, Seife, 
Gratiola, Natrum sulphuricum mit Tartarus stibiatus blieben 
ganz ohne Erfolg, Calomel allein vermehrte das Erbrechen 
nicht, während nach den täglich öfters wiederholten Klystieren 
nur zwei Mal wenig, sehr verhärteter Darmkoth entleert wur- 
de. — Alle Erscheinungen dauerten beständig fort, doch schien 
sich die Geschwulst etwas zu verflachen, während die Kräfte 
sichtlich schwanden. So vergingen 8 Tage und seit zwei Ta- 
gen steigerte sich der Collapsus virium unter häufigem Koth- 
brechen. Jetzt war B. überzeugt, dass ohne operatives Eingrei- 
fen keine Hoffnung für den Kranken sei, da er als Ursache 
sämmtlicher Erscheinungen ein mechanisches Hinderniss der Fort- 
bewegung des Darmkoths an der durch die äussere Geschwulst 
bezeichneten Stelle annehmen zu müssen glaubte. — Am 4. 
April wurde die Operation unternommen, die Hautwunde nach 
dem Längedurchmesser der Geschwulst 3 Zoll lang ‚getrennt, 
hierauf die unterliegenden Theile in derselben Richtung durch- 
schnitten und, nachdem die Blutung aus einer Arterie durch 
die Torsion gestillt war, das Bauchfell eröffnet. Sogleich 
zeigte sich eine grosse, VON Luft sehr ausgedehnte, geröthete 
Schlinge des leum, welche durch ihr Andrängen an die Bauch- 
wand die äussere Geschwulst ollenbar veranlasst hatte. Ausser 
dieser Schlinge war weder der vermuthete Hoden , noch irgend
	        
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