Il. Materia medica und Toxikologie. 219
schen Gründen zu erweisen, dass den natürlichen Heilquellen
kein eigenthümliches Leben inwohne, dass sie chemische Pro-
ducte, von der Natur verschrieben oder zufällig zusammenge-
setzte Arzueien sind und dass, . wenn man ihre Bestandtheile
und deren Mischungsverhältnisse einmal kennen gelernt hat, sie
eben so gut im Destillirkolben, wie in der Werkstätte der Na-
tur bereitet werden können, ja, dass die Fabrication der künst-
lichen Mineralwässer Zusammensetzungen lehren werde, die
die Natur bisher nicht hervorbrachte, so dass man auf diesem
Wege mit der Zeit einen bedeutenden Zuwachs an keilkräfti-
gen Mineralwässern gewinnen dürfte. Zum Belege des Obigen
führt der Verf. hier einige beachtenswerthe Fälle an, die ge-
eignet seyn möchten, die Identität des künstlichen Carlsbader
Mineralwassers und der natürlichen Thermen Carkbads auch
in der Erfahrung nachzuweisen. In seinem Magazin (Bd, I,
p- 175) hat der Verf, die wunderbare Wirkung .der Carlsba-
der Quellen auf kaum geheilte Knochenbrüche erwähnt und die
Beobachtung mitgetheilte, die der Regimentsarzt Dr. Bieske
an einem österreichischen Officier in Carlsbad machte, Diese
Beobachtung ergab nämlich, dass der Gebrauch dieser Ther-
men nicht nur bei Knochenbrüchen die Callusbildung verhindere,
sondern auch den schon ausgebildeten Callus wieder aufzulösen
vermöge, was augenscheinlich die eingreifende Wirkung dieser
Wässer auf die Organisation und die reproductive Sphäre der
Knochengebilde beweist, und die längst bewährte, heilkräftige
Wirkung dieser Quellen bei gichtischen und andern Knochen»
metamorphosen erklärt. — Als die Fabrication der künstlichen
Mineralwässer sich verbreitete und viel für und gegen die
Wirksamkeit derselben und ihre Uebereinstimmung mit den natür-
lichen Thermen geschrieben wurde, behauptete man auch, dass
das künstliche Carlsbad, dieses Jaugenhaltige Wasser keinen
geheilten Knochenbruch wieder aufzulösen vermögen werde,
Der Verf. liess daher drei Personen, welche von Ober- und
Vorderarmbrüchen vollkommen geheilt waren und denen bei
ihrer Körperbeschaffenheit das Carlsbader Wasser zuträglich,
wenigstens in keiner Hinsicht schädlich werden konnte, die
künstlichen Carlsbader Wässer gebrauchen. Schon nach der 3.
Woche fing der neu gebildete Callus bei der einen Person an,
sich zu erweichen und aufzulösen, so dass der Arm biegsam
wurde wie Wachs und von Neuem einen Unterstützungs - und
Schienenverband erforderte. Bei den andern Personen konnte
bis dahin noch Nichts dergleichen wahrgenommen werden, der
Verf, liess indessen, sie sowohl, wie jene, die Brunnencur 80-
fort aussetzen, 2) Der verstorbene Formey erzählte R. , dass
er nur wenige Tage des Carlsbades bedürfe, um die Hämor-
rhoiden zum Fluss zu bringen. Auf R’s. Befremden versicherte
er, einen Pat. zu haben, bei dem ganz derselbe Fall stattfinde