Il. Materia medica und Toxikologie. 215
Practiker erfahren haben wird, Um so willkommener muss
daher ein Mittel seyn, das gerade in diesen Fällen freier Bauch-
wassersucht nicht nur auf überraschende Weise das angesam-
melte Wasser durch den‘ Stuhl in sehr kurzer Zeit entleert,
sondern auch dessen Wiedererzeugung verhindert und so die
Nothwendigkeit des Bauchschnitts aufhebt , einer misslichen Ope-
ration, die meist in immer kürzern Zwischenräumen wiederholt
werden muss, ohne etwas mehr als momentane Erleichterung
hervorzubringen, P. hat bei Anwendung der Bont’schen dra-
stischen Pillen nebenher ohne Ausnahme wahrgenommen, dass
die häufigen wässerigen Stühle duraus nicht angreifen, vielmehr
die Kräfte, auch ohne besonders ausgesuchte Diät, sich in dem
Maasse heben, als die Wasseransammlung sich verliert. Ge=
wöhnlich lässt P. die Pilleninasse, wie sie in der Pharmac.
Batav. c. not. Niemanni Vol. II. p. 490. angeführt steht
(Rec. Extr. Aloes gummos, Züß, Gutti vino hisp. sol., dm-
moniac. aa. 3i8. Diagryd. sulph. 3j. Kali sulph.. 33. m. f. €.
Syr. larat. 8. q. pil. pond. gr. j. Dos. gr. X,—xx.) als Pul-
ver in der Apotheke vorräthig halten, so dass der vorgeschrie-
bene Syr. Zaratı wegbleibt und das Pulver bloss mit etwas
Spiritus zu eingranigen Pillen machen, Ein hierher gehöriger
Fall ist nachstehender: ein etwa 25jahriger Tischlergeselle von
kräftigem, grossem Baue, wurde im März 1835 von einem zu
jener Zeit epidemisch herrschenden Frieselfieber ergriffen, dem
starke Abschuppung folgte. Er erholte sich nur langsam und
wurde während der Convalescenz mehrfach von Wechselfieber
heimgesucht, das dem wiederholten Gebrauche des Chinins wich.
Bereits seit Wochen aus der Cur entlassen und in die Werk-
statt zurückgekehrt, fing er an, über Fussgeschwulst zu klagen,
die sich nach und nach immer höher hinaufzog, endlich den
ganzen Körper einnahm und völlig ausgebildete Hautwasser-
sucht darstellte. Der enorm angeschwollene Unterleib liess
über etwaige Milzauftreibung kein sicheres Urtheil zu, doch
war Fluctuation nicht zu verkennen, Vergebens suchte P, durch
Inf. Serpent. c. Liq, C. C. succ. die Hautthätigkeit und somit
eine geeignete Crise hervorzurufen, auch das Chinin in der
frühern Verbindung blieb erfolglos. . Von Unwirksamkeit der
Digitalis bei Ascites hatte sich P. längst überzeugt, und. 80
schritt er denn mit Vertrauen zu dem damals von Wendt in
derartigen Fällen so warm empfohlenen salzsaurem Golde, doch
liess ihn dessen gänzliche Unwirksamkeit bald wieder davon
abstehen. Von aller rationellen Indication verlassen und auf
die kräftige Constitution des Kranken vertrauend, verordnete
P. nun die Pil. hydrop. Bontü, wie angegeben, und liess da-=
mit, von einer Gabe von 2 Stück 3 Mal täglich anfangend, so
Jange steigen, bis häufige wässerige Stühle zur grossen Erleich-
terung des Kranken eintraten. Unter beständigem, doch nach